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  • kemmerich

mehr als 1000 Beiträge seit 11.02.2020

Die latent unterkomplexe Behandlung des Problems

...geht mir inzwischen ganz schön auf die Nüsse.

Marie-Agnes Strack-Zimmermann räumt sogar freimütig ein, dass sie Komplexität nicht mag. Sie sieht nur: Putin hat die Ukraine angegriffen, hier Täter, dort Opfer - das reiche ja wohl, um zu einer Bewertung zu kommen und entsprechende Konsequenzen zu ziehen: alles rein in die Schlacht. Die Ukraine muss gewinnen, muss, muss, muss. Ganz egal, wie die Aussichten sind.

Es gibt aber auch genug undifferenzierten und nicht zu Ende gedachten Quatsch von anderer Seite. "Verhandlungen statt Waffenlieferungen" funktioniert garantiert nicht. Und Wagenknechts Einlassung im Bundestag, die "dümmste Regierung aller Zeiten" hätte es sich ohne Not mit unserem wichtigsten Energielieferanten verscherzt, ist mutwillig kurzsichtig und populistisch bis zum Anschlag.

In Talkrunden werden dann Vertreter beider Lager aufeinander losgelassen. Es sind bizarre, absurde Veranstaltungen, Unterkomplexitäts-Festivals, Freakshows.

Die unangenehme Wahrheit ist, dass das Problem ungeheuer knifflig ist und es "die Lösung" nicht gibt. Vor allen Dingen kann niemand Putin in den Kopf gucken. Möglicherweise verteidigt er "nur" geostrategische Interessen seines Landes, so, wie es alle Staaten tun, insbesondere Großmächte und solche, die sich dafür halten. (Was nicht nur im Falle Russlands unappetitlich aussehen kann, siehe USA). Es kann aber auch sein, dass Putins Ambitionen über seinen "Hinterhof" Ukraine hinaus reichen. Wie weit? - Weiß niemand.

In einer solchen Lage muss man mit allem rechnen, kann aber trotzdem nicht einfach alle Register ziehen, weil dies gut und gerne eine Eskalation und eine Ausweitung des Ukrainekrieges auf ganz Europa zur Folge haben könnte - also exakt das, was Herr Roderich Kiesewetter durch beherztes Draufhauen verhindern zu können meint - wenn er sich da mal nicht vertut...

Ich finde Scholz' Performance gar nicht so übel. Der als "Zauderer" verunglimpfte Kanzler tut möglicherweise genau das Richtige, indem er situativ abwägt. Nicht Strack-Zimmermann, nicht Wagenknecht.

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