Nach der Freigabe kam es zwischen dem 19. und 25. November zu vier bekannten Angriffen mit ATACMS und Scalp auf die russischen Gebiete Kursk und Brjansk, die auch vom Verteidigungsministerium in Moskau bestätigt wurden.
D.h. der Artikel lässt an dieser Stelle die nicht von Moskau bestätigten Angriffe unter den Tisch fallen.
Krieg ist kein Gerichtsverfahren, wo man nur über gesicherte Erkenntnisse reden darf, Herr Bathon! Man muss auch die vermuteten Einsätze und ihre Erfolge bzw. Misserfolge einbeziehen.
Ganz untypisch wurden bei diesen Angriffen die von Russland erlittenen Verluste veröffentlicht, die sonst eher ein Staatsgeheimnis sind.
Und schon wird als selbstverständlich vorausgesetzt, dass nur die bestätigten Angriffe überhaupt beachtenswert sind.
Zwei Angriffe erwiesen sich als Fehlschläge ohne nennenswerte Schäden.
Sagt Moskau.
Und Bathon glaubt das offensichtlich.
Finde ich ja naiv. In einem Krieg lügt jede Seite, weil es notwendig ist.
Moskau lügt in diesem Krieg selbst dann, wenn die Gegenbeweise längst auf dem Tisch liegen; wie kann er sich blind auf irgendeine Aussage aus Moskau verlassen?
Für mehr Schlagzeilen sorgte die russische Reaktion auf diese Angriffsserie. Putin änderte - nicht zum ersten Mal - die Nukleardoktrin und senkte damit die formale Schwelle für den Einsatz von Nuklearraketen.
Das stimmt, ist aber irrelevant.
Würde Putin Atomwaffen einsetzen wollen, wäre ihm die Nukleardoktrin schnuppe. Nukleardoktrinen sind nur da alte Spiel von wegen "HIER ist meine rote Linie", aber bisher haben wir noch keine einzige echte russische rote Linie gesehen.
Kurz darauf, am 21. November, ließ er erstmals eine Mittelstreckenrakete vom Typ Oreshnik mit konventionellem Sprengkopf auf die ukrainische Stadt Dnipro abfeuern.
Nein, keine Sprengköpfe.
Das waren reine Wuchtwaffen.
Die Schäden waren minimal und die Präzision besch...eiden; es ist NICHTS taktisch Relevantes getroffen worden, und es gab keine Explosionen.
Aber der Wiedereintritt mit der Plasmaspur hat eindrucksvoll ausgesehen, keine Frage.
Militärisch relevant sind die Dinger nicht, solang er keine Atomwaffe draufschraubt - aber Atomwaffen und die Trägersysteme hat er eh schon lange.
Der Oreshnik gibt Russland fast keine neuen militärischen Möglichkeiten, und bisher jedenfalls keine nützlichen. Wahrscheinlich haben sie es noch nicht geschafft, dort konventionelle Sprengköpfe reinzupacken, und jetzt wird dieser erste Waffentest so gut es eben geht propagandistisch ausgeschlachtet...
Drei der fünf Angriffe von ATACMS und Storm Shadow im vergangenen Monat fanden in der Region Kursk statt, wo auch am Boden heftig gekämpft wird. Dies half den ukrainischen Truppen jedoch nicht wesentlich, ihre Position dort zu festigen.
Woher will Bathon das wissen?
Die Ukrainer haben dort ihre Schwierigkeiten, aber woher will er wissen, dass es ohne diese Angriffe nicht noch schwieriger wäre?
Die Argumentation in dem Absatz ist jedenfalls nicht schlüssig.
In Wirklichkeit wird die Ukraine nicht genug ATACMS bekommen, um den Verlauf des Krieges zu ändern".
Nein, ein Game Changer sind sie nicht. In einem Abnutzungskrieg ist jede Waffe nur ein Baustein von vielen.
Aber als Baustein erfüllen sie durchaus eine wichtige Rolle. Sie binden russische Verteidigungskräfte, sie zerstören gelegentlich richtig wichtige Einrichtungen, und sie zwingen die Russen, ihre Flugzeuge weiter weg zu stationieren (mehr dazu siehe unten).
Zudem ist zu bedenken, dass Russland nach Aktivierung solcher Waffensysteme lohnende Ziele wie Kampfflugzeuge nach Möglichkeit außer Reichweite bringt, was angesichts des riesigen russischen Territoriums auch beim Taurus-System kein geografisches Problem wäre.
Auch das wäre schon ein Riesenerfolg!
Je weiter weg die Flugzeuge stationiert sind, desto länger dauert jeder Einsatz, was die Anzahl durchführbarer Einsätze reduziert.
Außerdem müssen die Flugzeuge mehr Treibstoff mitnehmen, was die Bombenanzahl bzw. -größe reduziert.
Die Luftangriffe werden dadurch nicht aufhören, aber sie werden um einen Faktor zwischen 2 und 10 reduziert - und DAS ist in einem Abnutzungskrieg ein richtig wichtiger Baustein.
(Die Punkte, an denen ich nichts zu beanstanden habe, habe ich nicht kommentiert.)