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Avatar von auf_der_hut
  • auf_der_hut

mehr als 1000 Beiträge seit 07.05.2008

Re: Also alles freigeben, alles liefern, ...

sieht und somit einen Angriff auf die Produktionsstätte von Taurus, ATACMS, Storm-Shadow etc. mit einer Oreschnik provoziert?

Eine leere Drohung.

Es würde lange dauern, diese ganzen Produktionsstätten, die über mehrere Kontinente verteilt sind, erstens präzise aufzuklären und zweitens präzise zu treffen, jedenfalls solange es bei nicht-nuklearen Einsätzen bliebe. Es ist zu bezweifeln, ob Russland dafür überhaupt genug Wunderwaffen besitzt oder zeitnah produzieren kann. Bei ATACMS liegen bzw. lagen die Produktionsstätten in den USA, Russland wird es sich in seiner derzeitigen Lage wohl zweimal überlegen, die größte Militärmacht der Welt direkt anzugreifen. Produktionsstätten kann man verlegen, notfalls auch über den Atlantik. Solange die Technologie und die Ausgangsmaterialien vorhanden sind, ist die Zerstörung von Produktionsstätten ein Hase und Igel Spiel, das Russland nicht gewinnen kann. Kurzfristig hilft es sowieso nichts, weil die jetzt eingesetzten Waffen aus Depots und nicht aus der laufenden Produktion stammen. Die ATACMS wird ohnehin nicht mehr produziert, weil die USA bereits das Nachfolgesystem einführen (PRSM).

Der kindliche Glaube an die Drohung mit irgendwelchen Wunderwaffen ist fester Bestandteil der russischen Propaganda und wird als Krücke für das russische Selbstwertgefühl anscheinend dringend gebraucht. Es ist eine Art destruktive Allmachtsfantasie, nach dem Motto "wenn es nicht gut für uns läuft, dann können wir doch mindestens alles anzünden." Entscheidend für die bescheidenen russischen Erfolge in der Ukraine sind aber die in Massen produzierten Low-tech Waffen und die personelle Überlegenheit, nicht die Wunderwaffen, die gerne ins Schaufenster gestellt werden.

Etwa 80% der Luftangriffe auf die Ukraine werden mit vergleichsweise simplen Shahed-Drohnen ausgeführt, die Russland noch nicht einmal selbst entwickelt hat. Überall wo es zu einem direkten Vergleich von westlichem und russischem Rüstungs-Hightech kommt, zieht Russland in der Regel den Kürzeren. Zuletzt konnte z.B. Israel Syrien und den Iran bombardieren, ohne ein einziges Flugzeug zu verlieren, obwohl beide Länder über relativ moderne russische Flugabwehrraketen verfügen. Russland hat u.a. deshalb bereits viele seiner alten Waffenkunden verloren, wie z.B. Indien. Russland kann derzeit nicht liefern und die langfristige Versorgung mit Ersatzteilen ist wegen der Sanktionen nicht mehr gesichert.

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