Guckstu schrieb am 20.12.2024 23:04:
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bisher haben wir noch keine einzige echte russische rote Linie gesehen.
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ich gebe zu bedenken:
2014 nach den vom Westen untersützden Maidan-Protesten und dem anschließenden beginnenden Bürgerkrieg zwischen pro-westlichen und pro-russischen Radikalen: Krim weg
2022 nach den vom Westen ignorierten Forderung nach Verhandlungen Dezember 2021 und zunehmendem Risiko, dass die Ukraine in die NATO aufgenommen wird (das war auch schon vor Putin eine rote Linie für Russland): Einmarsch
2022 nach dem Angriff auf die Kerch-Brücke konzentrierte Angriffe auf die Ukrainische Energieinfrastruktur
Ich erkenne durchaus, das auf Überschreiten roter Linien reagiert wurde. Nur: Die Panikmache im Westen, dass Putin mit gut 1Mio Soldaten bald ganz Europa mit über 2Mio Soldaten angreift hat sich nicht erfüllt. Das ist für mich eher westliche Propaganda, damit so schnell keine Mehrheit für Waffenstillstand und Friedensverhandlungen eintritt, das könnte in einer Demokratie Folgen haben.
Die ganzen Waffenlieferungen des Westens dienten nach meiner Meinung(!! nicht aufgrund einer sicheren Quelle) dazu, Russland zu schwächen, und nebenbei schwächt sich Europa selber. Die einzigen Profiteure sind aktuell die USA (Energieabsatzmarkt EU und Rüstungsindustrie) und evtl. einige Dritte am Rande.
Langfristig wird sich zeigen, ob die geostrategischen Pläne erfolgreich sind, aktuell scheint China der nächste und evtl. letzte große Gegner der USA zu sein - hoffentlich bleibt's beim Wirtschaftskrieg und Drohungen ohne Militäreinsatz. Schöner wäre natürlich, wenn der mühsame Weg der Diplomatie maximal genutzt würde, geostrategische Entwicklungen sind kein Wunschkonzert, wenn die Gegenseite auch die Größe für eigene Forderungen hat. Da sind die USA und EU in den letzten Jahrzehnten recht verwöhnt: durch die eigene Wirtschaftsmacht (Sanktionen Kuba, Nordkorea) und notfalls Militär (Irak, Libyen) konnte kleineren Staaten ziemlich viel aufgezwungen werden, durch das Erstarken der BRICS verschiebt sich da momentan etwas, auch wenn vieles für den "normalen Beobachter" vorerst im Nebel und der Propaganda aller Seiten verborgen bleibt.
Noch meine Meinungen/Vermutungen zur Oreschnik:
Nein, keine Sprengköpfe.
Das waren reine Wuchtwaffen.
Die Schäden waren minimal und die Präzision besch...eiden; es ist NICHTS taktisch Relevantes getroffen worden, und es gab keine Explosionen.Aber der Wiedereintritt mit der Plasmaspur hat eindrucksvoll ausgesehen, keine Frage.
Militärisch relevant sind die Dinger nicht, solang er keine Atomwaffe draufschraubt - aber Atomwaffen und die Trägersysteme hat er eh schon lange.
Der Oreshnik gibt Russland fast keine neuen militärischen Möglichkeiten, und bisher jedenfalls keine nützlichen. Wahrscheinlich haben sie es noch nicht geschafft, dort konventionelle Sprengköpfe reinzupacken, und jetzt wird dieser erste Waffentest so gut es eben geht propagandistisch ausgeschlachtet...
Es gibt hier unterschiedliche Expertenmeinungen und eine ziemlich dichte Nachrichtensperre aus der Ukraine. Als naturwissenschaftlich versiert halte ich folgende Interpretation für am wahrscheinlichsten:
Die "Sprengköpfe" ohne Explosivstoffe scheinen gut als Bunkerbrecher geeignet zu sein, die ihre Wirkung erst nach durchdringen mehrerer Stockwerke am Boden den Großteil der Energie freisetzen. Eventuell wird da in Zukunft noch aufgerüstet, aber ein Sprengstoff, der bei den Temperaturen sicher und millisekundengenau zündet ist ein technisches Problem für sich.
Ob man angeblichen "Augenzeugenberichten" von Mitarbeitern glauben schenken darf, dass in den unteren Produktionsanlagen alles zerstört war, muss jeder selber entscheiden. Die Anlage war angeblich aus den Sowjetzeiten so konzipiert, dass sie auch nuklearen Angriffen standhalten kann, wobei ich in dieser Hinsicht nicht glaube, dass es einen direkten Treffer mit einem modernen 1MT-Sprengkopf übersteht, höchstens wenn der Sprengkopf in einer Höhe gezündet wird, um den maximalen Flächenschaden (wie in Hiroshima und Nagasaki) zu erzielen.
Sollte die russische Information, dass die 36 Gefechtsköpfe in 6 Gruppen einzeln lenkbar wären und bei Mach 10 zudem zielgenau sind, dann ist das schon was neues, vor allem wenn es keine zuverlässige (über 90% Abfangquote) Raketenabwehr dagegen gibt. Ob THAAD als Gegenmittel taugt kann ich nicht sagen, dessen Einsatz bereich ist etwas seltsam: "nur" 300km Reichweite gegen Interkontinentalraketen - da können nur einzelne Objekte geschützt werden und kein ganzes Land. Und sollten die Oreschnik die Gefechtsköpfe relativ kurz nach dem Start separieren (6 oder 36 Ziele) könnte ein THAAD System schnell gesättigt sein (wenn man nicht "direkt" neben der Startrampe eines aufstellen kann) - pro Einheit sind 24 Raketen geladen und angeblich gibt es bisher 7 Einheiten zu Kosten von über 1Mrd pro Einheit.