Mnementh schrieb am 5. Mai 2004 1:17
> ...
> Nö, das will ich auch gar nicht sagen. Ich wollte nur darauf
> hinweisen, dass die Lage um Taiwan gar nicht so klar und einfach ist,
> wie es oft dargestellt wird. Es ist immer leicht zu sagen, dass die
> bösen Kommunisten dies und jenes durchsetzen, aber die Realität ist
> etwas komplizierter. Daraus leite ich noch lange keinen Anspruch
> Chinas auf Taiwan ab. Allerdings auch keinen Anspruch Taiwans auf
> Unabhängigkeit.
Das wäre mir neu, dass das taiwanesische Militär sich etwas aus
Beijing sagen lässt oder das der VR China von Taipeh. Und irgendwie
gibt es da auch Grenzen, die der jeweilig andere besser mal nicht
überschreiten sollte - abgesehen davon wird man auch in Taiwan noch
nicht verurteilt und inhaftiert, nur weil man das Internet benutzt.
Du liebe Zeit, manche haben schon ein respektables
Kurzzeitgedächtnis, wenn erstmal der Profit winkt.
> Komplizierte Verhältnisse verlangen vielleicht eine komplizierte
> Lösung, wie zum Beispiel das "Ein Staat - zwei Systeme"-Modell.
> Praktisch sind Taiwan und China schon lange stark verflochten.
> Solange man also keine sichere Lösung für das Problem hat, wird es
> das beste sein, den Status Quo aufrechtzuerhalten.
Praktisch bestehen zwischen Taiwan und China starke Anziehungskräfte
einerseits und sehr starke Abstoßungskräfte andererseits - das führt
nicht zu einer Verflechtung, sondern zunächst mal zu einem
verspannten Gebilde. Im Moment sehe ich nicht allzu viel Bereitschaft
in Beijing, für eine wirtschaftliche Kultur notwendige demokratische
Anpassungen vorzunehmen oder sein Drohgebärden und die Willkür
einzuschränken. Den Spaß möchte ich mal sehen, wenn dann endlich in
Beijing jemandem der Kragen platzt und auf ausländische Investoren
entweder über den Entzug der Kreditwürdigkeit eingedroschen wird oder
aber einfach lapidar großzügig Beziehungen gekappt werden - weil es
einem nämlich einfach so in den Kram passt. Oder aber wenn
ausländische Mitarbieter leider nicht "brav" gewesen sind und man sie
wegen völlig hirnrissiger Willkür in den Knast setzen will oder aber
der interkulturelle Austausch denen in Beijing das eigene Volk zu
aufmüpfig macht usw. usf.
Wenn man sich so etwas schon "realistisch" ansieht, dann hört man
nicht damit auf, dass man irgendwelche alten Nationalisten der
taiwanesischen Vergangenheit hochkramt, sondern dann wirft man bitte
auch einen "realistischen" Blick auf das Ganze. Die Erklärung der
Bundesrepublik ist jedenfalls eine Zumutung, noch mehr
Trivialisateure braucht die Welt nun wirklich nicht.
MFG/Z
> ...
> Nö, das will ich auch gar nicht sagen. Ich wollte nur darauf
> hinweisen, dass die Lage um Taiwan gar nicht so klar und einfach ist,
> wie es oft dargestellt wird. Es ist immer leicht zu sagen, dass die
> bösen Kommunisten dies und jenes durchsetzen, aber die Realität ist
> etwas komplizierter. Daraus leite ich noch lange keinen Anspruch
> Chinas auf Taiwan ab. Allerdings auch keinen Anspruch Taiwans auf
> Unabhängigkeit.
Das wäre mir neu, dass das taiwanesische Militär sich etwas aus
Beijing sagen lässt oder das der VR China von Taipeh. Und irgendwie
gibt es da auch Grenzen, die der jeweilig andere besser mal nicht
überschreiten sollte - abgesehen davon wird man auch in Taiwan noch
nicht verurteilt und inhaftiert, nur weil man das Internet benutzt.
Du liebe Zeit, manche haben schon ein respektables
Kurzzeitgedächtnis, wenn erstmal der Profit winkt.
> Komplizierte Verhältnisse verlangen vielleicht eine komplizierte
> Lösung, wie zum Beispiel das "Ein Staat - zwei Systeme"-Modell.
> Praktisch sind Taiwan und China schon lange stark verflochten.
> Solange man also keine sichere Lösung für das Problem hat, wird es
> das beste sein, den Status Quo aufrechtzuerhalten.
Praktisch bestehen zwischen Taiwan und China starke Anziehungskräfte
einerseits und sehr starke Abstoßungskräfte andererseits - das führt
nicht zu einer Verflechtung, sondern zunächst mal zu einem
verspannten Gebilde. Im Moment sehe ich nicht allzu viel Bereitschaft
in Beijing, für eine wirtschaftliche Kultur notwendige demokratische
Anpassungen vorzunehmen oder sein Drohgebärden und die Willkür
einzuschränken. Den Spaß möchte ich mal sehen, wenn dann endlich in
Beijing jemandem der Kragen platzt und auf ausländische Investoren
entweder über den Entzug der Kreditwürdigkeit eingedroschen wird oder
aber einfach lapidar großzügig Beziehungen gekappt werden - weil es
einem nämlich einfach so in den Kram passt. Oder aber wenn
ausländische Mitarbieter leider nicht "brav" gewesen sind und man sie
wegen völlig hirnrissiger Willkür in den Knast setzen will oder aber
der interkulturelle Austausch denen in Beijing das eigene Volk zu
aufmüpfig macht usw. usf.
Wenn man sich so etwas schon "realistisch" ansieht, dann hört man
nicht damit auf, dass man irgendwelche alten Nationalisten der
taiwanesischen Vergangenheit hochkramt, sondern dann wirft man bitte
auch einen "realistischen" Blick auf das Ganze. Die Erklärung der
Bundesrepublik ist jedenfalls eine Zumutung, noch mehr
Trivialisateure braucht die Welt nun wirklich nicht.
MFG/Z