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mehr als 1000 Beiträge seit 30.06.2003

TAIWAN

Die Immigration von China nach Taiwan begann bereits während der
T'ang-Dynastie, die von 618 bis 907 n. Chr herrschte. Die Mehrheit
der Einwohner Taiwans sind Han-Chinesen. Die übrige Bevölkerung
besteht aus Ureinwohnern malaiischer Abstammung. Der Großteil der
Chinesen in Taiwan sind Nachfahren von Einwanderern, die zwischen dem
17. und dem 19. Jahrhundert aus China kamen, in erster Linie aus der
Provinz Fujian Sheng auf der anderen Seite der Formosastraße. Sie
gelten heute als Taiwanesen. Die übrigen Einwohner chinesischer
Abstammung gehören größtenteils zu den zwei Millionen Menschen, die
gegen Ende der vierziger Jahre aus China einwanderten, oder sind
deren Nachkommen.
Die Amtssprache ist Mandarin-Chinesisch, jedoch sprechen die meisten
Menschen Taiwanesisch, die Sprache der ersten chinesischen
Einwanderer. Hakka, ein weiterer chinesischer Dialekt, ist ebenfalls
verbreitet. Einige der älteren Menschen beherrschen Japanisch, die
Ureinwohner haben wiederum eigene Sprachen. Englisch wird von vielen
als erste oder zweite Fremdsprache gelernt und in den städtischen
Gebieten generell verstanden. Obwohl Mandarin-Chinesisch die
Amtssprache sowohl von Taiwan, als auch von China ist, bestehen
einige Unterschiede in Vokabular und Ausdrucksweise. In Taiwan lernen
die Schulkinder ein vereinfachtes, Pinyin genanntes Zeichensystem,
mit dessen Hilfe sie ein Wort phonetisch schreiben können. Dies ist
mit den normalen Zeichen nicht möglich.

Chinesisch ist eine Tonsprache. Jedes Zeichen kann bis zu fünf
verschiedene Bedeutungen haben, je nachdem, mit welcher Betonung es
ausgesprochen wird. Ma z. B. kann “Pferd” (Ma) oder “Mutter” (Ma)
bedeuten oder auch eine Frage anzeigen. Den Unterschied macht allein
der Tonfall, mit dem die Silbe ausgesprochen wird.
Die meisten Menschen praktizieren eine Mischung aus Buddhismus,
Konfuzianismus und Taoismus. Im Konfuzianismus spielt die
Ahnenverehrung eine bedeutende Rolle, aber es wird keine bestimmte
Gottheit angebetet. Der Konfuzianismus bestimmt das chinesische
Wertesystem und prägt soziale Muster und Beziehungen.
Anbetungsrituale und Glaubenssätze haben in erster Linie im
Buddhismus ihren Ursprung.

Eine geringe Anzahl von Taiwanesen sind Christen verschiedener
Konfessionen. In Taiwan herrscht Religionsfreiheit.

Traditioneller Glauben spielt im taiwanesischen Alltag immer noch
eine große Rolle. Zum Beispiel bedient man sich immer noch des
Feng-shui (wörtlich “Wind und Wasser”), der chinesischen Kunst der
Geomantie, wenn man einen Bauplatz oder Geschäftsräume auswählt. Ein
schlechtes Feng-shui kann in den Augen der Taiwanesen z. B. ein Grund
für den Konkurs eines Unternehmens sein.
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Der direkt gewählte Präsident ist das Staatsoberhaupt, und der
Premierminister ist der Regierungschef. Die Legislative liegt bei der
Nationalversammlung und dem Legislativ-Yüan. Die Nationalversammlung
hat 334 Abgeordnete. Dem Legislativ-Yüan gehören 225 Mitglieder an.
Einige Mitglieder werden auf lokaler Ebene gewählt, einige auf
Landesebene. Unter den Mitgliedern befinden sich auch Repräsentanten
der taiwanesischen Urbevölkerung sowie von im Ausland lebenden
Chinesen. Das Wahlrecht erhält man mit dem 20. Lebensjahr. Taiwan ist
in 16 Landkreise (Hsien), fünf Stadtkreise (Shih) und die zwei
Sonderstadtkreise (Chuan-shih) Taipeh und Gaoxiong eingeteilt.
Offiziell befindet sich Taiwan immer noch im Kriegszustand mit der
Volksrepublik China. Alle jungen Männer müssen einen zweijährigen
Wehrdienst leisten. Lange Jahre hatte die Republik China, die 1949 in
Taiwan gegründet wurde, Kontakte mit dem kontinentalen China –
offiziell People's Republic of China (Volksrepublik China) –
verweigert. Die jüngsten politischen Entwicklungen führten jedoch zu
Gesprächen und indirektem Handel. Die Volksrepublik China vertritt
die Position, dass Taiwan eine abtrünnige Provinz sei, die mit dem
Rest des Landes wieder vereinigt werden müsse. Einige Taiwanesen
befürworten eine Vereinigung, sind aber der Meinung, die
Volksrepublik China müsse sich zuerst für ein demokratischeres
politisches und wirtschaftliches System einsetzen.

Im März 1996 fand zum ersten Mal eine direkte Präsidentschaftswahl in
Taiwan statt. Der Kandidat der Kuomintang (KMT), Taiwans amtierender
Präsident Lee Teng-hui, setzte sich mit einem Stimmenanteil von 54
Prozent gegen drei andere Kandidaten durch. Die hohe Wahlbeteiligung
– Schätzungen zufolge 76 Prozent – zeigt, dass den Taiwanesen viel an
einer demokratischen Regierung liegt und sie sich nicht durch die
Drohungen der Volksrepublik China einschüchtern lassen.

Zwischen Taiwan und China, Vietnam, Brunei, den Philippinen sowie
Malaysia gibt es Unstimmigkeiten über den Status der Spratly-Inseln.
Außerdem erheben sowohl Taiwan als auch die Volksrepublik China
Anspruch auf die von Japan verwaltete Insel Senkaku-shoto/Daioyu-dao.

1991 formulierte Taiwan einen Plan zur Umstrukturierung der
Regierung, und ein langfristiger Drei-Phasen-Plan zur
Wiedervereinigung mit dem kontinentalen China wurde vorgestellt. Die
Verhandlungen zwischen Taiwan und China wurden jedoch 1995
abgebrochen. Erst im Oktober 1998 erfolgte eine Neuaufnahme der
Verhandlungen, als der taiwanesische Vertreter Koo Chen-fu den
chinesischen Präsidenten Jiang Zemin traf, um über den politischen
Status Taiwans sowie verschiedene Handelsbestimmungen zu diskutieren.

Bei den Präsidentschaftswahlen vom März 2000 erhielt Chen Shui-bian
von der Demokratischen Fortschrittspartei (DPP) die meisten Stimmen;
damit endete die seit mehr als 50 Jahren währende Herrschaft der
Kuomintang. Chen Shui-bian ernannte den bisherigen
Verteidigungsminister Tang Fei zum neuen Ministerpräsidenten.
 Taiwan liegt hinsichtlich seiner Wirtschaftskraft an sechster Stelle
aller Länder Asiens. Drei Jahrzehnte lang konnte es ein
bemerkenswertes Wachstum verzeichnen. Negativ auf das Wachstum wirkte
sich jedoch die asiatische Wirtschaftskrise aus, die 1997 einsetzte.
Sie verringerte das Wirtschaftswachstum Taiwans Ende der neunziger
Jahre. Die Meinungen der Spezialisten gehen auseinander, wie schnell
sich die Wirtschaft des Landes wieder erholen wird. Trotz der
rückläufigen Entwicklung verfügt Taiwan über eine der größten
Devisenreserven der Welt.

Mit dem zunehmenden Reichtum Taiwans richtet sich die Aufmerksamkeit
seiner Bürger immer mehr auf die Lebensqualität. Öffentliche Proteste
zeigten, wie dringend die Umweltverschmutzung durch die Industrie
begrenzt werden muss. Forderungen der Öffenlichkeit trugen auch dazu
bei, dass 1991 ein Infrastruktur-Modernisierungsprogramm angekündigt
wurde. Es hat eine Laufzeit von sechs Jahren, beläuft sich auf einen
Wert von 300 Milliarden US-Dollar und umfasst alle denkbaren
Bereiche, von den Schulen über das Abwassersystem bis hin zum
Straßennetz. Die Landeswährung ist der neue Taiwan-Dollar.
Bildung spielt in Taiwan eine große Rolle. Sie gilt als wichtiger
Faktor für die Entwicklung der Wirtschaft, und ihre Bedeutung wird
noch zunehmen, da sich der wirtschaftliche Schwerpunkt immer weiter
auf Sektoren verlagert, die hochqualifizierte Arbeitskräfte
benötigen. Der Schulbesuch ist kostenlos und neun Jahre lang Pflicht
(bis zum 15. Lebensjahr). Die Schulpflicht soll in nächster Zeit auf
zwölf Jahre erhöht werden. Für die Zulassung zu den Universitäten
werden jedes Jahr im Juli Prüfungen abgehalten. Die Kandidaten
bereiten sich sehr intensiv auf diese Prüfungen vor und lernen ein
ganzes Jahr lang an sieben Tagen in der Woche, bis zu 16 Stunden
täglich. Viele Taiwanesen gehen zum Studieren ins Ausland, aber auch
die Universitäten und anderen Hochschulen Taiwans haben ein sehr
gutes Niveau. Immer mehr Jugendliche bleiben zum Studium in Taiwan.
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