Dieser ganze Konflikt ist bisher davon geprägt, dass die Eskalationsmacht unzweideutig bei Russland liegt. Russland eskaliert den Ukraine Konflikt zum ausgewachsenen Eroberungskrieg, Russland droht mal prophylaktisch mit nie dagewesenen Konsequenzen, sollte sich da jemand einmischen, versetzt kurze Zeit später seine strategischen Kräfte in eine erhöhte Bereitschaft, Russland hält den Daumen auf den Energielieferungen, und kann eben bis zum Totalboykott eskalieren. Dies liegt alles nicht in der Hand des Westens.
Und viele Autoren und Forenten hier sehen das ja als naturgegeben, dass dies so ist, und auch so bleiben wird. Und das man sich deshalb, um des lieben Friedens willen, irgendwie mit Russland arrangieren solle. Ich denke das ist von der Prämisse her falsch, es ist eben kein Naturgesetz, und auch nicht unveränderbar.
Und in dem Zusammenhang steht für mich auch die Umsetzung der Sanktionen auf den Transitverkehr nach Kaliningrad. Es ist ein zarter Hinweis an Russland, dass es eine Frage des politischen Willens ist, wo die Eskalationsmacht verortet ist, und eben kein Naturgesetz. Und das es durchaus weitere Möglichkeiten gäbe, die Eskalationsmacht Russlands herauszufordern oder gar an sich zu reissen, auch unterhalb der Schwelle eines direkten militärischen Konflikts.
Russland sollte deshalb die Umsetzung der Sanktionen auf den Güterverkehr nach Kaliningrad als ernste Warnung verstehen, Spielchen wie etwa die Einschränkung der Gaslieferungen nicht zu übertreiben.