Bei uns in der Presse wurde kaum erwähnt das vor einiger Zeit die kleinere Atomwaffen (atomare taktische Gefechtsfeldwaffen) nicht mehr nur der Kontrolle des US Präsidenten unterliegen sondern über ihren Einsatz die Generäle vor Ort entscheiden können.
Sie schreiben im Präsenz, Tatsache ist aber, dass all diese Waffen seit mindesten 30 Jahren außer Dienst sind und bereits vor 60 Jahren aus der Einsatzplanung der NATO gestrichen wurden. So steht es in dem von ihnen verlinkten Wikipediaartikel. In dem gleichen Artikel heißt es ausdrücklich: "Die USA waren nicht bereit, die Freigabe der ADM an die militärischen Führer vor Ort zu delegieren." - also genau das Gegenteil von ihrer Behauptung. Aber das ganze ist allenfalls von historischem Interesse, eine Anekdote aus dem Kalten Krieg.
Skepsis gegenüber dem Wahrheitsgehalt von militärischen Angaben ist sicherlich bei den Russen ebenso angebracht wie bei den Amerikanern, aber hier ist sie, denke ich, unbegründet. Welches Motiv sollten die Amerikaner (und die Russen genauso) daran haben, ihre Atomarsenale geheim zu halten oder bei den Angaben zu untertreiben? Atomwaffen sollen in erster Linie abschrecken und dafür muss der Gegner mindestens ungefähr im Bilde sein, was ich habe. Die ständigen Tests dienen ja vor allem dazu, die eigenen Fähigkeiten vor aller Welt zu demonstrieren - in Russland werden sie manchmal sogar im Fernsehen gezeigt. Eine heimliche Atombewaffnung wäre eine Absurdität.
Die Eingrenzbarkeit eines Atomkriegs kommt heute sicherlich nicht mehr aus dieser Ecke, die ja auch komplett defensiv gedacht waren, nämlich als Möglichkeit, Panzervorstöße zu stoppen. Sie kommt vielmehr aus der Bedrohung mit manövrierfähigen, hochpräzisen und extrem schnellen ("Hyperschall") Projektilen, die geeignet sind, alle Strukturen eines Gegners, die einen Gegenschlag führen könnten, mit einem schnellen Schlag zu zerstören ("Enthauptungsschlag"). Und sie kommt aus der Fähigkeit, immer mehr nukleare Projektile abfangen zu können. Dadurch wird der Lehrsatz "Wer als erster schießt, stirbt als zweiter" immer weiter unterminiert und es entsteht die gefährliche Illusion eines gewinnbaren Atomkrieges. Diese extrem gefährlichen Waffen haben bisher nur die Russen und die drohen relativ ungeniert damit, sie einzusetzen. Extrem gefährlich, weil diese Waffen die Gegenseite zwingen, ohne Verzögerung den Gegenschlag zu starten, bevor man das nicht mehr kann. Das geht nur über weitgehende Automatisierung ohne die geringste Toleranz für Fehler.
Von den ollen Kamellen, die sie hier ins Feld führen, geht dagegen wohl kaum noch eine Gefahr aus. Die Amis haben auch viel zu viel Schiss, dass diese relativ simplen Waffen in die Hände von Terroristen gelangen könnten. Deshalb denke ich, man kann sich schon darauf verlassen, dass sie die tatsächlich abgerüstet haben.