kemmerich schrieb am 15.02.2020 09:08:
Um es gleich vorwegzunehmen: Ich fahre nur sehr selten Autobahn, und wenn, dann meist gezwungenermaßen zwischen 100 und 120; im seltenen Fall einer freien Autobahn beschränke ich mich auf max. 140, weil's mir darüber auf jeden Fall zu stressig wird. (Rasen bringt auch nix).
Trotzdem verstehe ich die Argumentation der Tempolimit-Fans nicht. "Europäische Harmonisierung" ist ein schwaches Argument, erst recht, wenn die Spanne von 110 bis 140 reicht. Harmonisierung wäre, wenn man das Tempolimt EU-weit angleichen würde, bei 120 vielleicht. Der Umwelt ist mit einem Tempolimit auch kaum gedient, es sei denn - und das ist mein Verdacht - man sieht das Tempolimit als einen Baustein für eine "geistig-moralische" Verkehrswende, also weg von der Formel "Auto = Freiheit", weg von dem Slogan "Freude am Fahren". Das ginge dann in Richtung "Nudging", was man immer aus guten Gründen hinterfragen kann (und sollte).
"Leben retten" ist natürlich ein schlagendes Argument, nur hat das auch wieder einen Haken: Man kann dieses Argument nur sinnvoll bringen, um damit ein konkretes Tempolimit zu begründen. Selbstverständlich würde 130 weniger Verkehrsopfer bedeuten, die Frage ist nur: Warum gerade 130? Bei 120, 100, 80 würde es sicherlich noch weniger Verkehrsopfer geben. Man müsste also gucken, ob es eine Tempogrenze gibt, unterhalb derer die Zahl der Verkehrsopfer nicht mehr so stark abnimmt - und genau dort das Tempolimit setzen. Das könnten gut und gerne 80-90 km/h sein.
(Man kann natürlich auch ein Tempolimit von 0 km/h setzen, um die Zahl der Verkehrsopfer auf ein Minimum zu reduzieren...).
Man kann ja die Geschwindigkeitsbegrenzung je nach Streckenabschnitt unterschiedlich ansetzen, muss dann aber verstärkt überwachen und könnte so faktisch für einen Mautersatz sorgen.