..., dass das eine das andere ausschließt?
Gehen wir einmal zurück zu 2019 - wohin hatte sich der militärische Oberbefehlshaber Al Bara al-Shishani des IS in Syrien abgesetzt? In die Ukraine. Was ist nach seinem Prozess (welcher übrigens nur deshalb stattfand, weil unbequeme Journalisten wie Katerina Sergatskova darüber berichteten) in Kiew passiert? Er durfte ungehindert in seine Heimat Georgien ausreisen, obwohl Al Bara al-Shishani per internationalem Haftbefehl gesucht wurde.
Wir haben auch Abdulkhakim Shishani, auch bekannt als Rustam Azhiev, (ehemals Al-Nusra-Front und Ansar al-Sham, beides wie IS der Al-Qaeda-Ableger, mal mehr, mal weniger zerstritten mit dem IS) - der kämpft derzeit mit seinen Leuten auf Seiten der Ukraine als stellvertretender Bataillonsführer. Auch ein bekannter hochrangiger Islamist.
Wir könnten sicherlich hier die Liste der Verbindungen der Ukraine zu islamistischen Terroristen weiterführen, man kann auch einfach den Fakt anführen, dass spätestens seit dem ersten Tschetschenienkrieg Organisationen wie Trysub und UNA-UNSO mit freundlicher Unterstützung der Herren aus Langley enge Kontakte mit Dschihadisten pflegen.
Es steht also nicht zwingend in einem Widerspruch, wenn man behauptet, dass der IS sich zum Anschlag bekennt, aber die Ukraine hinter dem Anschlag stünde.
Man muss auch anmerken, dass es ein paar Ungereimtheiten gibt, wenn man den Anschlag dem IS zuschreibt und die vergangenen Muster des IS anschaut:
1. Der Anschlag war professionell vorbereitet und sehr kaltblütig ausgeführt worden. Die Attentäter waren an Waffen ausgebildet, kannten das Terrain. Das spricht für den IS.
2. Die Attentäter hatten aber keine Sprengstoffwesten und schienen auch nicht gewillt, für ihre Sache zu sterben, obwohl ihnen klar gewesen sein musste, was passiert, wenn sie lebend den Russen in die Hände fallen. Das spricht gegen den IS.
3. Die Attentäter flüchteten in Richtung Ukraine, was die schlechteste Fluchtoption wäre, wenn sie nicht gerade dort auf Unterstützung gehofft hätten. Die zweitschlechteste Option wäre Belarus gewesen, da gerade im Südosten des Landes seit Februar die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt wurden. Überhaupt war Flucht bei bisherigen IS-Attentaten eher Plan B. Allerdings hatten die Attentäter ihre Flucht akribisch geplant und wussten, wie sie selbst vom Areal flüchten konnten. Das spricht gegen den IS.
4. Es gibt die Theorie, dass der Anschlag bereits für den 9. März auf ein Konzert des russischen Sängers Shaman geplant war, der für seine nationalistische Ansichten und der Unterstützung des Kriegs gegen die Ukraine bekannt ist, dieser Plan aber aufgegeben wurde, da vor der Wahl die Sicherheitsvorkehrungen erheblich verstärkt wurden - zumal laut russischen Medien am 7. März ein Anschlagsplan kasachischer Dschihadisten auf eine Moskauer Synagoge vereitelt wurden. Das hätte im Einklang mit der US-Warnung gestanden, zumal einer der Attentäter am 7. März vor Ort war. Auch das spricht eher gegen den IS.
Die Ungereimtheiten heißen nicht, dass die Ukraine hinter dem Anschlag steht oder der IS nichts mit der Sache zu tun hätte, aber sie werfen Fragen auf, welche die Urheberschaft des IS zumindest im modus operandi infrage stellen. Das könnte zum Beispiel bedeuten, dass der FSB die Attentäter unter falschen Voraussetzungen angeworben haben könnte. Es könnte aber auch bedeuten, dass die Ukraine dschihadistische Netzwerke für den Anschlag bemüht haben könnte. Im Endeffekt ist aber alles reine Spekulation.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (27.03.2024 23:38).