Carsten Hardt schrieb am 03.06.2024 17:03:
Zitat aus dem Artikel: "Islamismus oder politischer Islam unterscheidet sich vom bloßen Muslim-Sein vor allem dadurch, dass in der angestrebten Gesellschaftsordnung keine Trennung von Staat und Religion vorgesehen ist"
Das ist mindestens irreführend. Tatsächlich gibt es im Islam selbst keine Trennung von Religion und Staat; der Islam hat den Anspruch, wirklich alle Lebensbereiche zu regeln, vom Gebet bis zum Bankkredit. Daher gilt IIRC in Saudi-Arabien der Koran als Verfassung. (Nein, nicht einmal der Vatikan hat die Bibel als Verfassung.)
Der Islamismus nimmt das, was im Koran steht, wortwörtlich - das macht es so schwierig für nicht-extremistische Muslime, den Extremisten auf Basis des Islams zu widersprechen.
Das "bloße Muslim-Sein" lässt sich also vom Islamismus nicht unterscheiden.
In Deutschland trifft Ihre These insoweit zu, solange der Koran von Muslimen in seiner Geltung über das Grundgesetz gestellt wird.
Die Frage nach dem Verhältnis von Koran und GG ist deshalb so schwer zu beantworten, weil das GG für sich insgesamt keinen Gott kennt und damit keine überirdische letzte Instanz.