Nebelkerzen

Was im Augenblick nachrichtentechnisch geboten ist, entbehrt nicht
einer gewissen Trivialität, die massenkompatibel in kleinen Stückchen
verabreicht wird. In Ermangelung eines grossen Sportereignisses, dass
die Aufmerksamkeit auf sich zieht, müßen es nun andere Themen sein,
die von wirklich wichtigen Dingen ablenken. Tatsache ist, dass
entsprechende Polizeieinsätze mit Schiessereien in jedem europäischen
Land zur täglichen Routine gehören und lediglich die Labels "Islam",
"Dschihad","Heimkehrer","Karrikaturen" diese zu einem Großereignis,
ja Angriff auf den westlichen Wertekanon umprägen. Da muss die
Gemeinschaft der Gutgläubigen mit zittern, sich solidarisch erklären
und in Großaufmärschen die gelungene geistige Vernebelung
demonstrieren. Mit vornedran,  oder besser gesagt etwas abseits,
stehen die Politdarsteller und zeigen die ganze Palette ihrer
schauspielerischen Leistungen, weinen Krokodilstränen obwohl ihnen
eher zum Feiern zumute wäre. 

Sinnigerweise fehlen diese Solidaritätsbekunder auf den
Demonstrationen gegen die augenblicklich exekutierte europaweite
Enteignung, Wertevernichtung und Entzug eigenstaatlicher Souveränität
und auch für die Politiker gilt, dass man nur auf einer Hochzeit
tanzen kann. Wer allerdings glaubt, dass diese Attentats- und "wir
sind auch Charlie"-nummer bei Letzteren oberste Priorität hat, sollte
dringend aufhören zu träumen.