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  • Gotan

mehr als 1000 Beiträge seit 31.08.2000

Re: Pseudo-Intellektuelles Gelaber

Frank Safran schrieb am 20. September 2001 17:27:

> Mit [...] Intellektuellengeschwätz kann man jedes
> beliebige Thema zum Belangslosesten degradieren oder  aufs
> Bedeutungsvollste stilisieren.

Warum? die Schrecken der Terroranschlaege wurden ja nie in
Abrede gestellt. und niemand hat behauptet, dies sei der einzige
oder wichtigste, oder ueberhaupt ein irgendwie wichtiger Zugang
zu dem Geschehen. Stockhausen hat das Geschehene unter einer
neuen Perspektive betrachtet. Neue Perspektiven koennen neue
Einsichten eroeffnen.

Das Geschehene wurde eh schon aus vielen Perspektiven betrachtet
und ausgeschlachtet. Die Perspektive der Opfer und Betroffenen,
Die Perspektive der Brandbekaempfung und Rettungsmassnahmen, die
Perspektive des Umweltschutzes, die Perspektive modernen
Staedtebaus, die der Flugsicherheit, innere Sicherheit,
Aussenpolitik, Finanzmaerkte, Kommunikation und Kryptografie,
Auslaenderpolitik, Religionen, Symbolik, Weltfrieden, 
Historisch, ...
hinzu einiges Banales wie z.B. Zahlenmystik, Prophezeihungen, ...
Irgendwann wird es auch Rocksongs darueber geben ...

Das sind wir gewohnt, diese Perspektiven waren auch oft wichtig
(obwohl an der Betrachtung aus Sicht der Finanzmaerkte Kritik
geuebt wurde). Aber diese neue Perspektive ist verboten?
Auch aus der Perspektive bleibt das Geschehene etwas Monstroeses.
Viele der anderen Perspektiven sind weit banaler, gehen viel
weniger auf die Opfer ein und sind weit abstrakter.

> Alles kann so beliebig wie einzigartig zerredet werden.
> Dialektik ist Legospielen für Grosse. Und ich bin froh,
> dass Künstler keine Politiker sind, denn da ist eher ein
> Gefühl für die bodenlose Banalität des Alltäglichen gefragt.

Ist die Kritik nun, dass die Aeusserung nicht banal genug war?
Banalitaeten sind dazu nun genug geaussert worden. Und die sollen
der Sache gerecht werden?

> Stocki ist auch niemand, dem man einen messerscharfen
> Realitätssinn vorwerfen kann. Insofern sei ihm vergeben,
> die Welt wird mit oder ihn genauso bleiben
> wie sie ist. Auch wenn er es nicht warhaben will.

Vielleicht ist ein wenig Entfernung gelegentlich ganz gut, um
einen Ueberblick zu erhalten. Im Moment sind wir jedenfalls
zu nah an der Realitaet. Diesen Anschlag, und seine Auswirkungen
wird man wohl fruehestens in zehn Jahren beginnen zu verstehen.


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