namibia2 schrieb am 19. September 2001 17:38:
> ich teile stockhausens ansicht, wenn auch in einer etwas anders
> gedrehten form. ich sehe den anschlag nicht als kunstwerk, ohne
> damit
> bezeichnen zu wollen, daß diese sicht falsch ist. ich sehe den
> anschlag
> als einen revolutionären akt. wir erleben gerade eine revolution,
> in
> der islamischen werte die westliche welt revidieren und
> herausfordern,
> unserer welt einen zusatz beibringen, der einen mangel behebt.
> revoltion hat immer etwas mit gewalt, mit kampf zwischen zwei
> antagonistischen parteien zu tun. ich will damit nicht sagen, daß
> ich
> mich auf die seite der "terroristen" stelle, auch nicht, daß ich
> gewalt
> begrüße, ich verabscheue gewalt und mord, aber ich verfolge die
> revulotion gespannt, und hoffe, daß die positivität, die sich in
> der
> islamischen revolte verbirgt, bis in unser leben hineinwirkt. aber
> diese revolte ist sache der muslime, ich weiß über die
> hintergründige
> positivität nichts, bin aber bereit und offen, das positive
> anzunehmen
> und als eine ergänzung, eine fußnote in meinem leben zu
> akzeptieren.
Es ist etwas Wahres an dieser These. Eine Revolution ist immer die
Folge vieltausendfachen Unrechts. Eine Gesellschaft kann sehr viel
Unrecht aufnehmen, bis dann schließlich der totgeschlagene Glaube, die
gemordete Ethik, die zertretene Gerechtigkeit und die zu Tode
gefolterte Menschlichkeit aus ihren Gräbern auferstehen und als
furchtbarer Racheengel in Gestalt der Revolution über die Menschen
kommen.
Die Revolution an sich ist nichts Positives, mir jedenfalls ist die
Evolution mir lieber. Eine Revolution kann eine Umkehr der
unerträglichen Zustände zum Positiven bewirken, aber leider ist das
nicht zwingend so. Und selbst wenn es so ist, bleibt die Veränderung
meist nicht dauerhaft.
Aber es ist wahr: Die islamische Revolte erinnert uns im Westen
schmerzhaft an die Gerechtigkeitslücken in der Weltpolitik. Das ist ihr
positiver Aspekt. Ich bezweifle aber, das dies auch von vielen
Politikern so gesehen wird.
Was die Menschen in Afghanistan erlebt haben, war nicht mehr und nicht
weniger als die totale Vernichtung ihres Landes und ihres Lebens. Ich
habe sie noch so in Erinnerung, wie sie gewesen sind vor der russischen
Invasion. Sie sind stolze und freiheitsdurstige Menschen, wild und
gefährlich, Krieger von Natur aus, aber auch gastfreundlich und auf
ihre archaische Weise anständig. Sie hassen die Einmischung in ihr
Leben und haben die Einstellung:
"Feiglinge sterben jeden Tag, die Mutigen nur einmal."
Sie sind Menschen, die bis zum letzten Mann kämpfen. Ihre Tapferkeit
ist vom durchschnittlichen Europäer kaum nachzuvollziehen. Die
Engländer und die Russen haben das bitter erfahren müssen. Aber die
Verluste des afghanischen Volks bei seinen Befreiungskriegen waren so
hoch, daß die traditionellen und relativ stabilen
Gesellschaftsstrukturen des Landes dabei weitgehend zerstört wurden,
was schließlich zum jahrelangen, blutigen Bürgerkrieg der Warlords
geführt hat. Dieser Bürgerkrieg konnte nur so lang andauern, weil er
vom Westen aus politischen und wirtschaftlichen Erwägungen heraus mit
Waffenlieferungen gefördert wurde.
Wer etwas über das furchtbare Leiden des afghanischen Volks wissen
möchte, der sollte heute abend (20.09.01) ARTE einschalten.
Mfg R.F.
> ich teile stockhausens ansicht, wenn auch in einer etwas anders
> gedrehten form. ich sehe den anschlag nicht als kunstwerk, ohne
> damit
> bezeichnen zu wollen, daß diese sicht falsch ist. ich sehe den
> anschlag
> als einen revolutionären akt. wir erleben gerade eine revolution,
> in
> der islamischen werte die westliche welt revidieren und
> herausfordern,
> unserer welt einen zusatz beibringen, der einen mangel behebt.
> revoltion hat immer etwas mit gewalt, mit kampf zwischen zwei
> antagonistischen parteien zu tun. ich will damit nicht sagen, daß
> ich
> mich auf die seite der "terroristen" stelle, auch nicht, daß ich
> gewalt
> begrüße, ich verabscheue gewalt und mord, aber ich verfolge die
> revulotion gespannt, und hoffe, daß die positivität, die sich in
> der
> islamischen revolte verbirgt, bis in unser leben hineinwirkt. aber
> diese revolte ist sache der muslime, ich weiß über die
> hintergründige
> positivität nichts, bin aber bereit und offen, das positive
> anzunehmen
> und als eine ergänzung, eine fußnote in meinem leben zu
> akzeptieren.
Es ist etwas Wahres an dieser These. Eine Revolution ist immer die
Folge vieltausendfachen Unrechts. Eine Gesellschaft kann sehr viel
Unrecht aufnehmen, bis dann schließlich der totgeschlagene Glaube, die
gemordete Ethik, die zertretene Gerechtigkeit und die zu Tode
gefolterte Menschlichkeit aus ihren Gräbern auferstehen und als
furchtbarer Racheengel in Gestalt der Revolution über die Menschen
kommen.
Die Revolution an sich ist nichts Positives, mir jedenfalls ist die
Evolution mir lieber. Eine Revolution kann eine Umkehr der
unerträglichen Zustände zum Positiven bewirken, aber leider ist das
nicht zwingend so. Und selbst wenn es so ist, bleibt die Veränderung
meist nicht dauerhaft.
Aber es ist wahr: Die islamische Revolte erinnert uns im Westen
schmerzhaft an die Gerechtigkeitslücken in der Weltpolitik. Das ist ihr
positiver Aspekt. Ich bezweifle aber, das dies auch von vielen
Politikern so gesehen wird.
Was die Menschen in Afghanistan erlebt haben, war nicht mehr und nicht
weniger als die totale Vernichtung ihres Landes und ihres Lebens. Ich
habe sie noch so in Erinnerung, wie sie gewesen sind vor der russischen
Invasion. Sie sind stolze und freiheitsdurstige Menschen, wild und
gefährlich, Krieger von Natur aus, aber auch gastfreundlich und auf
ihre archaische Weise anständig. Sie hassen die Einmischung in ihr
Leben und haben die Einstellung:
"Feiglinge sterben jeden Tag, die Mutigen nur einmal."
Sie sind Menschen, die bis zum letzten Mann kämpfen. Ihre Tapferkeit
ist vom durchschnittlichen Europäer kaum nachzuvollziehen. Die
Engländer und die Russen haben das bitter erfahren müssen. Aber die
Verluste des afghanischen Volks bei seinen Befreiungskriegen waren so
hoch, daß die traditionellen und relativ stabilen
Gesellschaftsstrukturen des Landes dabei weitgehend zerstört wurden,
was schließlich zum jahrelangen, blutigen Bürgerkrieg der Warlords
geführt hat. Dieser Bürgerkrieg konnte nur so lang andauern, weil er
vom Westen aus politischen und wirtschaftlichen Erwägungen heraus mit
Waffenlieferungen gefördert wurde.
Wer etwas über das furchtbare Leiden des afghanischen Volks wissen
möchte, der sollte heute abend (20.09.01) ARTE einschalten.
Mfg R.F.