Gestern Mittag gab es beim DLF ein etwa 10-minütiges Interview mit dem Terrorexperten und Islamwissenschaftler Guido Steinberg von der Stiftung Wissenschaft und Politik. Ist noch online, ein Auszug:
Frage:
Jetzt haben wir ganz viel über den IS gesprochen. Möchte Sie das dennoch zum Schluss fragen: Schließen Sie das aus, dass es in welcher Form auch immer irgendeine ukrainische Komponente gibt?
Antwort:
Nein, das würde ich von vornherein nicht ausschließen. Und zwar besonders deshalb, weil die Ukraine in den letzten Jahren auch zu einem kleinen Rückzugsgebiet für islamistische Terroristen geworden ist. Als der IS im Irak und Syrien kurz vor der Niederlage stand, da wurde zumindest darüber geredet unter IS-Funktionären, ob denn nicht Personal in die Ukraine geschickt werden sollte. Ganz einfach, weil die Situation dort so chaotisch war, weil die Behörden so korrupt waren. Und es gibt einige Hinweise darauf, dass die Ukraine da zumindest als Transitgebiet auch in den letzten Monaten und Jahren genutzt wurde.
Also ich bin sehr gespannt, ob sich vielleicht diese Nachrichten bewahrheiten, dass die Terroristen versucht haben, nach den Anschlägen jetzt in Richtung Ukraine zu fliehen. Das wäre aus meiner Sicht nicht vollkommen ausgeschlossen...dass die Ukrainer verantwortlich sind? Das halte ich allerdings noch für für schwer.
Frage:
Möchte ich doch, Herr Steinberg, noch mal kurz nachfragen. Das heißt in der Ukraine könnte es Basisstationen der IS Terroristen nach wie vor geben?
Antwort:
Ich halte das eher für unwahrscheinlich, weil es ja doch zumindest Hinweise darauf gibt, dass mit Beginn des Krieges 2022 Islamisten aus der Ukraine weitergewandert sind in Richtung Westeuropa. Aber ich würde es nicht vollkommen ausschließen, dass das Islamisten weiterhin die Ukraine als Rückzugsort,Gebiet angesehen haben. Ganz einfach deshalb, weil die Lage in diesem Land so chaotisch ist. Also ich glaube, dass wir da etwas ergebnisoffen auf die nächsten Tage schauen sollten.