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  • notting

mehr als 1000 Beiträge seit 01.06.2004

Re: Zwei Beispiele

Unvorhandener Winzling schrieb am 08.03.2024 15:29:

Energetisch nachhaltiger/neutraler Personennahverkehr ist ein sinnvolles Ziel, aber es hilft nicht, wenn man sich in Extrempositionen verrennt, und dazu will ich zwei Beispiele nennen, die ich im persönlichen Umfeld selbst erlebt habe.
Beispiel 1:
Da ist die gutverdienende Mittfünfzigerin, die beim Anblick eines Teslas weiche Knie bekommt und so einen Wagen fahren will. Im Gespräch kommt heraus, dass sie das nicht aus ökologischen Gründen will, sondern weil der Wagen so toll "abzieht".

Ist das schlimm, wenn der Wagen so toll "abzieht" und trotzdem umwelttechn. besser ist? Weil kleinere E-Motoren machen kaum Sinn, ggf. erhöht es noch den Verbrauch wg. weniger Rekuperation bei starken Bremsungen.

Beispiel 2:
[ÖPNV zu Zeiten schwacher Nachfrage]
Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen, und zur Wahrheit gehört auch, dass wir uns von einigen liebgewonnenen Dingen verabschieden müssen. Nicht jeder kann ein E-Auto in der Garage/im Carport mit eigener PV aufladen, am besten noch mit HomeOffice. Es leben so viele Leute in den großen Hochhaussiedlungen, die jeden Tag zur Arbeit fahren müssen.

Dein Argument ist insofern unsinnig, als dass immer mehr Leute gezwungen werden sich eine Solaranlage zuzulegen, was das Stromnetz stresst. Je mehr Autos Überschussladen machen (am besten direkt bei der Solaranlage), desto weniger wird das Stromnetz gestresst. Das geht auch als Mieter auf einem privaten Parkplatz mit entspr. Infrastruktur. Dadurch wird auch die Nutzungsdauer am Tag erhöht (eben als "Stromnetz-Stress-Reduzierer" bzw. man müsste sonst mehr stationäre Akkus aufstellen, die meist eine geringere Energiedichte haben als die in E-Auto und noch zusätzl. Ent-/Ladeverluste dazukommen.

Zu einer Lösung gehört meiner Meinung nach auch, dass wir den Fahrzeugpark reduzieren und die Nutzungsdauer pro Fahrzeug und Tag erhöhen müssen.

Einerseits s.o. Andererseits: Nachteile von Fahrzeug-Sharing:
- Die kriegen tendenziell mehr Vandalismus ab und werden auch von legitimen Nutzern stärker misshandelt weil "nicht meins". Hab das als Car-Sharing-Mitfahrer schon selbst erlebt, dass ein sterbende Kupplung die der Fahrer sofort bemerkt hat nicht im Log-Buch stand und dann in der Pampa gestorben ist, wo wg. schmalen Weg sogar noch ein speziellerer Abschleppwagen von weiter weg kommen musste. Das geht sogar soweit, dass bei sehr CO2-freien Strom ein eigenes BEV einen niedrigeren CO2-Faktor haben kann als Bike-Sharing. Siehe z. B. https://www.isi.fraunhofer.de/content/dam/isi/dokumente/ccn/2022/the_net_sustainability_impact_of_shared_micromobility_in_six_global_cities.pdf Figure 1.
- Die Car-Sharing-Autos die's bei uns gibt (Zoe und MG4) haben alle einen höheren WLTP-Verbrauch als ein deutl. größerer BMW iX1 bei halbwegs vergleichbarer Motorisierung. D.h. wenn man Car-Sharing nutzt, fährt man allg. mehr Umwege _und_ hat dann eben noch einen relativ hohen Verbrauch, weil dort bei der Fahrzeugeffizienz gespart wurde.
- Mehr Umwege, wenn man daheim z. B. noch das Leergut einladen bzw. die Kindersitze ein-/ausbauen muss, ist auch nicht umweltfreundlich.
- Mehr Aufwand bei der Reinigung bzw. stärkere Verbreitung zu Krankheiten, was seinerseits zusätzl. Resourcen-Aufwand nach sich zieht, wie Arzt-/Apothekenbesuch, Arbeitgeber muss spontan Ersatz finden, schlimmstenfalls fährt ins Krankenhaus wo viel Einweg-Zeug verwendet werden muss. Vor Corona war die Grippe trotz der vielen Toten eher egal, aber inzw. wird auch nicht mehr nach jeder Fahrt nennenswert gereinigt.

Busse setzt man dann dort ein, wo sich dies auch ökologisch lohnt, weil der Bus eine Mindestanzahl von Passagieren befördert.

Ich wäre für kleinere flexiblere autonome Busse. Dann fährt man auch als Passagier weniger Umwege, was bei den großen Bussen auch ein großes Problem ist.

notting

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (08.03.2024 21:28).

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