CAOS4.4 schrieb am 26.07.2021 11:39:
Oschia schrieb am 25.07.2021 20:14:
Was schnelleres ist deren Körper doch garnicht gewohnt. Da verwundert nicht, dass bei Tempo 80 bei denen schon der kalte Schweiss ausbricht.
Ach deswegen fahren die immer nur 80 auf der Landstraße. :-O
CAOS
Normal wäre so um 35 fürs Säuger-Hirn das höchste der Gefühle.
https://www.zeit.de/2005/37/T-Geschwindigkeit/komplettansicht
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Dafür sorgten sich Mediziner schon früh um übermenschliche Geschwindigkeiten. Anlässlich der Eröffnung der ersten deutschen Bahnverbindung am 7. Dezember 1835 zwischen Nürnberg und Fürth warnte angeblich das bayerische Obermedizinalkollegium: Bahnfahrten schneller als 30 Kilometer pro Stunde würden bei den Reisenden wie bei den Zuschauern unfehlbar schwere Gehirnerkrankungen, eine Art Delirium furiosum, erzeugen.
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In Wahrheit ist die Geschichte der ersten deutschen Bahnverbindung eine Geschichte des Geschwindigkeitsrauschs. Volk und Adel liebten das Tempo, sie wollten die Grenze des Erreichbaren ausloten. Schon wenige Wochen nach der Erstlingsfahrt bot die Bahn Schnellfahrten mit 70 Kilometern in der Stunde zur Belustigung des Publikums an.
Die Frage nach den Folgen des schnellen Reisens beschäftigte gerade im 19. Jahrhundert immer wieder die Forschung. 1862 vermerkte das medizinische Fachblatt The Lancet: "Die Geschwindigkeit und Verschiedenartigkeit der Eindrücke ermüden notwendigerweise sowohl das Auge als auch das Gehirn." Bei höheren Geschwindigkeiten kommt es zum "Tunneleffekt". Die Augen können eigentlich nur in einem Bereich von 30 bis 40 Grad richtig scharf sehen. Das ganze Gesichtsfeld von 200 Grad wird erst dadurch ausgeschöpft, dass der Blick ständig die Umgebung abtastet. Steigt die Geschwindigkeit, ist das Auge überfordert, Details an den Rändern des Gesichtsfeldes verschwimmen. Eingeschränkte Wahrnehmung aber erhöht die Anspannung, sie macht Angst. Und dass in bewusst gesuchter Angst Lustempfinden möglich ist, weiß jeder Achterbahnfahrer. Für den Rausch der Grenzerfahrung reicht vielen schon ein Gokart mit seinen 50 Stundenkilometern. Die Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin fluten in die Blutbahn. Der Hypothalamus im Hirn schüttet das Corticotropin-Releasing-Hormon aus. Und dieses Hormon aktiviert den Nucleus accumbens. Dort schließlich wirkt Dopamin, der Botenstoff der Lust.
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Offenbar bedeutet Wohlfühlgeschwindigkeit für jeden Menschen etwas anderes. "Es gibt ein individuelles Geschwindigkeitsniveau, welches Menschen auch gegen Widerstände wie dichten Verkehr möglichst lange aufrechtzuerhalten suchen", sagt Bernhard Schlag, Verkehrspsychologe von der TU Dresden. Das hänge von Alter und Geschlecht ab.
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"Im Idealfall", sagt Schlag, "ergibt sich der Flow." Der Fahrer wird eins mit dem Fahrzeug und hat gleichzeitig das Gefühl, über die Situation zu herrschen. Schlag empfiehlt Motorradfahren. Da gebe es "am meisten Flow fürs Geld".
* https://de.wikipedia.org/wiki/Bernhard_Schlag
Schlags Arbeiten geben zu erkennen, dass man da besser auf den fundierten The-Lancet-Artikel hört.