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  • kss

mehr als 1000 Beiträge seit 26.04.2001

Das kommt dabei heraus...

...wenn man immer pauschal über "Schulden" spricht.

>beeindruckte die Gläubigerländer auf der Londoner 
>Schuldenkonferenz 1953 derart, dass sie Deutschland 
>von ursprünglich 28 Milliarden Mark 14 Milliarden 
>Mark Schulden erließen. 

Der Unterschied zu heute? Das waren Auslandsschulden. Zum Teil
Vorkriegsschulden, zum Teil Rückzahlungsforderungen aus dem
Marshallplan:
http://de.wikipedia.org/wiki/Londoner_Schuldenabkommen#Schuldforderun
gen_im_Jahr_1952

Und D war, meines Wissens, noch offiziell besetztes Land (heute ist
es das eher inoffiziell).

Heutzutage ist nichtmal transparent, wer im Besitz deutscher Schulden
ist, oder bin ich da nicht auf dem aktuellen Stand? Wenn man
Stabilität und Unabhängigkeit haben möchte (und ich unterstelle mal,
Herr Dill möchte implizit genau das), sollte man da zuerst rangehen.
Man sollte wieder anfangen zwischen Auslands/Devisenschulden und
inländischen zu unterscheiden, statt demütig die Wünsche anonymer
"Investoren" zu bedienen.

Denn klar macht es Sinn Auslandsschulden/Devisenschulden zu bedienen,
insbesondere, wenn man besetzt ist und notfalls die Besatzungsmacht
einfach konfisziert was sie will, wenn man in Zahlungsverzug kommt.

Ansonsten bleibt es dabei: eine Tilgung entspricht einer
Bilanzverkürzung. Theoretisch werden alle ärmer die die Tilgung
bezahlen, während gleichzeitig die Schuldenhöhe um den selben Wert
sinkt. Sie macht also nur Sinn (bzw. wird überhaupt nur denkbar),
wenn man sie von den Reichen und Superreichen bezahlen lässt, denn
dann ist sie eine Art Umverteilung. Genau deshalb wird es nicht
passieren.

Lässt man alle dafür bezahlen, sind die Folgen schwer absehbar, da
die Verträge ja auf die alten Werte, Einkommen usw. ausgelegt sind,
während aber plötzlich alle viel weniger in der Tasche haben. Eine
waschechte Deflation, einhergehend mit einer ruinösen Rezession, da
erst alle alten Verträge durch Insolvenz gewaltsam aufgelöst werden
müssten. Der Schaden der bei sowas entsteht, überwiegt die evtl.
Vorteile ziemlich sicher um ein Vielfaches.

Es ist noch eine Variante denkbar: Tilgung der Staatsschulden durch
Umlagerung auf Private. In dem Fall würde keine Rezession eintreten,
aber die Schulden würden insgesamt nicht niedriger, sondern lediglich
auf private Schultern abgeladen. Das wäre nicht nur schwer
rezessionsfrei zu machen, es würde die Stabilität der Wirtschaft auch
enorm schwächen, da immer mehr Personen und Unternehmen an der Grenze
zur Insolvenz wirtschaften müssten und die kleinste Erschütterung
weite Kreise zieht.

Aber erfreulich, dass sich diese Tatsachen auch bis Herrn Dill
herumgesprochen haben, vielleicht lenkt das seinen Ehrgeiz auf
realistischere Ziele :-)


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