K3 schrieb am 17.03.2017 13:33:
Wir jammern schon auf einem sehr hohen Niveau.
Ja, einerseits im Vergleich zum Leben von z.B. Wanderarbeiter_innen, okay. Aber trotzdem, erzähl das mit dem "sehr hohen Niveau" doch den Leuten, die in den Reha-Kliniken mühsamst lernen sollen, sich von dem Zwang ständiger (!) Erreichbarkeit und Anspruchdenken von Chefetage und Kunden zu befreien und zu lernen, überhaupt wieder normal zu atmen.
Vielleicht besteht die Hoffnung, daß in solchen Kliniken voller Burn- und Bore-Out-Opfern eine Revolutionsmasse herantherapiert wird. ;-)
Mein jetziger Chef, und die davor waren beinahe alle ebenso drauf, ist der Ansicht, daß die meisten Arbeitsunfähigkeiten gelogen sind (das sollte er mal mit der Ärzteschaft diskutieren anstatt der Personalabteilung einen Vortrag zu halten).
Und die Kunden! - wenn da nicht auf der Stelle ihr Begehren befriedigt wird, wird von vielen gern gedroht und geschimpft, als ginge es um Leben oder Tod. Ich finde auch darum, daß sämtliche Bereiche des Lebens gebremst werden müssten. Der Beginn des Einsatz von Fahrplänen und Fließbändern war der Beginn der Zerstückelung selbst von Sekunden auch in der Lohnarbeit, und damit wurde Lohnarbeit so richtig zum Stress. Den Rest geben uns E-Mail (nächtlich verschickt und morgens herrisch "wann kommt denn die Antwort" heischend) und Handys.
Noch ein Text zum Thema:
http://derstandard.at/2000054171249/Sozialforscher-Es-wird-ohne-Crash-leider-nicht-mehr-gehen