Erstens gab es noch nie "freie Marktwirtschaft" und wird es auch nie
geben, denn - wie Du selber sagst, ist diese immer durch politische
Regelungen beschränkt. Die Frage wäre also, wer(!) bestimmt diese
Regelungen und warum(!) und was sind die Folgen dessen.
Zweitens verwechselst Du Handel mit Kapitalismus. Handel gab es schon
immer und gegen solchen ist auch nix einzuwenden. Kapitalismus ist
aber die Ideologie vom Kapital, plump gesagt der Glaube, alles ließe
sich durch Marktpreise und Kapital vernünftig regeln, sowie die
Ausdehnung der Märkte weit über Dörfer und Regionen hinaus, einst auf
Nationalstaaten (die eine Folge des Kapitalismus sind) und heute
transnational auf den gesamten Globus. Diese Ideologie geht
allerdings so weit, alles nach Marktpreis und Marktgesetzen zu
beurteilen und darauf zu beschränken, so dass nicht nur Land, Meer,
Ressourcen, Gegenstände, Natur inkl. aller in ihr lebenden Wesen und
schließlich auch das Kapital selbst (heute sogar bereits zu 90% aller
globalen Finanztransaktionen!) nur noch "kapitalen", möglichst zu
steigernden Wert besitzen, sondern auch der Mensch sich samt seiner
Arbeitskraft und seines Lebens, von dem ausser Arbeitszeit nur noch
Freizeit übrig bleibt, die er für Konsum verbraucht, den Gesetzen des
Marktes unterzuordnen hat. Dieser Markt ist aber ein absolut
abstraktes System, so dass mensch nicht mehr nur nicht in der Lage
ist, zu verstehen, wofür er eigentlich arbeitet (außer dem monatl.
Betrag auf seinem Girokonto), noch zu überblicken, was er mit dem
Kauf und Gebrauch der angebotenen Produkte eigentlich alles
ver-konsumiert, bzw. verbraucht und damit anrichtet. Der Blick des
Menschen reduziert sich im Kapitalismus rein auf den Wert des Geldes,
auf das Kapital, das ihm in seiner Position im System zugedacht wird
und was er sich damit an kurz- und mittelfristigen Annehmlichkeiten
leisten kann. Der Mensch besitzt nicht die Fähigkeit zu einer
Wahrnehmung, die seine Kauf- und Produktionsentscheidungen abgesehen
vom reinen Marktpreis rational machen würde. Die Folgen allerdings
sind fatal: Umweltzerstörung, Verarmung ganzer Regionen und
Volkswirtschaften, Raubbau von Ressourcen, Hungernöte, Konflikte,
Kriege und auch Diktaturen und Schreckensherrschaften (bestes
Beispiel dafür ist tatsächlich unser Pinochet hier).
Wer Kapitalismus deswegen kritisiert und versucht diese
Zusammenhänge aufzuzeigen, hat das Problem, dass er mit dem
Kapitalismus ein völlig abstraktes System kritisiert. Es gibt zwar
Menschen mit Macht innerhalb dieses Systems und die meisten davon
sind richtige Arschlöcher (liegt am System selbst, da sich die
Menschen mit geringsten Skrupel am besten in dem System zurecht
finden), aber sie sind keine allmächtigen Strippenzieher, im
Gegenteil deren Handlungsspielräume sind durch Marktgesetze und dem
internationalen Finanzkapital im Prinzip genauso beschränkt wie des
braven Arbeiters und Konsumenten mit seinem mickrigen Aktienfond.
Wenn wir Menschen dieses abstrakte System nicht zu überwinden
lernen, dann wird dies uns in eine gigantische und im worst case gar
finale Krise der Menschheit stürzen, denn der Kapitalismus erzeugt
ein Level an Verbrauch unserer endlichen Ressourcen, der auf Dauer
nicht tragbar ist. Wer von dieser Überwindung spricht, muß noch lange
kein Kommunist sein, im Gegenteil. Denn der Grundfehler von Marx und
all seinen Anhängern war und ist, dass dieser zwar von Überwindung
gesprochen und die zwangsläufige Notwendigkeit der Überwindung
kapitalistischen Denkens erkannt hat, aber selbst weit davon entfernt
war. Denn die grundlegende Struktur von Abstrahierung von Arbeit und
Konsum vom einzelnen Menschen und die Unterordnung des Menschen unter
ein völlig abstraktes System von Produktion, Konsum und Kapital haben
Kommunismus á la Marx und Kapitalismus gemein. Kommunismus, oder
besser der real-existierende Sozialismus, denn Kommunismus ließe sich
auch anders deuten, ist also nichts anderes als Kapitalismus, es ist
lediglich der naive Versuch, den Großteil des Kapitals nicht mehr in
den Händen weniger Oligarchen, sondern diesen in die Hände der
Arbeiter zu legen. Hier kämpft also die Arbeiterklasse lediglich um
ihre Pfründe innerhalb des Kapitalismus, es geht überhaupt nicht um
Überwindung des oder Alternative zum Kapitalismus. Dass diese
klassenweise Umverteilung künstlich ist und der Dynamik des
kapitalistischen Systems widerspricht (und deshalb auch nur via
inneffektiver Planwirtschaft überhaupt realisierbar war), na da hast
Du sogar recht. Dies gilt aber auch für die abgeschwächten Form der
sog. sozialen Marktwirtschaft der Sozial- und Christdemokraten, daher
funktioniert diese auch nicht dauerhaft und es wird innerhalb der
kapitalistischen Dynamik immer nur vorrübergehend stabile Zustände
mit breitem Wohlstand und Mittelstand zumindest innerhalb einer oder
weniger Volkswirtschaften geben (verdrängen wir mal die sog. 3.
Welt), aber niemals auf Dauer, denn der betriebswirtschaftliche
Wachstumszwang der Marktwirtschaft wird diesen Zustand irgendwann
anfressen (haben wir seit den 80ern). Langfristig führt dies in
Konflikte und Krieg, durch dessen Vernichtung von Kapital neues
Wachstum möglich wird (haben wir spätestens seit 2001, allerdings
noch nicht umfassend genug). Der Witz ist: Kein Mensch steuert diese
Zyklen, sie alle machen nur mehr oder weniger darum wissend mit. Wie
gesagt, es geht hier um ein abstraktes System.
Drittens gebe ich Dir sogar recht: Der Kapitalismus ist gewisserweise
ein natürliches Produkt menschlicher (Bewußtseins-)Evolution.
Allerdings eines, dass das Überleben der Menschheit im Rahmen
globaler biologischer Evolution stark gefährdet. Deswegen sollten wir
uns anstrengen, diesen kollektiven Irrsinn namens Kapitalismus, mit
seinem Raubbau, seiner Verschwendungssucht, seiner immensen
Destruktivität und seinem fatalen Zyklus aus partiellem Wohlstand und
Krieg zu überwinden. Patentrezepte gibt es dafür noch keine und
vermutlich auch nie. Es liegt am einzelnen. Kleiner Tipp dazu: Auf
was richte ich mein Bewußtsein aus? Auf Profit und materielle
Annehmlichkeit und Sicherheit oder z.B. innere Zufriedenheit,
Bewußtheit, Weisheit, Wissen etc. Erzähl mir nicht, mensch hätte
nicht die Wahl...
So und nun kommst Du wieder mit Deinen BILD-Schlagzeilen. :-)
Gruß, Z.
geben, denn - wie Du selber sagst, ist diese immer durch politische
Regelungen beschränkt. Die Frage wäre also, wer(!) bestimmt diese
Regelungen und warum(!) und was sind die Folgen dessen.
Zweitens verwechselst Du Handel mit Kapitalismus. Handel gab es schon
immer und gegen solchen ist auch nix einzuwenden. Kapitalismus ist
aber die Ideologie vom Kapital, plump gesagt der Glaube, alles ließe
sich durch Marktpreise und Kapital vernünftig regeln, sowie die
Ausdehnung der Märkte weit über Dörfer und Regionen hinaus, einst auf
Nationalstaaten (die eine Folge des Kapitalismus sind) und heute
transnational auf den gesamten Globus. Diese Ideologie geht
allerdings so weit, alles nach Marktpreis und Marktgesetzen zu
beurteilen und darauf zu beschränken, so dass nicht nur Land, Meer,
Ressourcen, Gegenstände, Natur inkl. aller in ihr lebenden Wesen und
schließlich auch das Kapital selbst (heute sogar bereits zu 90% aller
globalen Finanztransaktionen!) nur noch "kapitalen", möglichst zu
steigernden Wert besitzen, sondern auch der Mensch sich samt seiner
Arbeitskraft und seines Lebens, von dem ausser Arbeitszeit nur noch
Freizeit übrig bleibt, die er für Konsum verbraucht, den Gesetzen des
Marktes unterzuordnen hat. Dieser Markt ist aber ein absolut
abstraktes System, so dass mensch nicht mehr nur nicht in der Lage
ist, zu verstehen, wofür er eigentlich arbeitet (außer dem monatl.
Betrag auf seinem Girokonto), noch zu überblicken, was er mit dem
Kauf und Gebrauch der angebotenen Produkte eigentlich alles
ver-konsumiert, bzw. verbraucht und damit anrichtet. Der Blick des
Menschen reduziert sich im Kapitalismus rein auf den Wert des Geldes,
auf das Kapital, das ihm in seiner Position im System zugedacht wird
und was er sich damit an kurz- und mittelfristigen Annehmlichkeiten
leisten kann. Der Mensch besitzt nicht die Fähigkeit zu einer
Wahrnehmung, die seine Kauf- und Produktionsentscheidungen abgesehen
vom reinen Marktpreis rational machen würde. Die Folgen allerdings
sind fatal: Umweltzerstörung, Verarmung ganzer Regionen und
Volkswirtschaften, Raubbau von Ressourcen, Hungernöte, Konflikte,
Kriege und auch Diktaturen und Schreckensherrschaften (bestes
Beispiel dafür ist tatsächlich unser Pinochet hier).
Wer Kapitalismus deswegen kritisiert und versucht diese
Zusammenhänge aufzuzeigen, hat das Problem, dass er mit dem
Kapitalismus ein völlig abstraktes System kritisiert. Es gibt zwar
Menschen mit Macht innerhalb dieses Systems und die meisten davon
sind richtige Arschlöcher (liegt am System selbst, da sich die
Menschen mit geringsten Skrupel am besten in dem System zurecht
finden), aber sie sind keine allmächtigen Strippenzieher, im
Gegenteil deren Handlungsspielräume sind durch Marktgesetze und dem
internationalen Finanzkapital im Prinzip genauso beschränkt wie des
braven Arbeiters und Konsumenten mit seinem mickrigen Aktienfond.
Wenn wir Menschen dieses abstrakte System nicht zu überwinden
lernen, dann wird dies uns in eine gigantische und im worst case gar
finale Krise der Menschheit stürzen, denn der Kapitalismus erzeugt
ein Level an Verbrauch unserer endlichen Ressourcen, der auf Dauer
nicht tragbar ist. Wer von dieser Überwindung spricht, muß noch lange
kein Kommunist sein, im Gegenteil. Denn der Grundfehler von Marx und
all seinen Anhängern war und ist, dass dieser zwar von Überwindung
gesprochen und die zwangsläufige Notwendigkeit der Überwindung
kapitalistischen Denkens erkannt hat, aber selbst weit davon entfernt
war. Denn die grundlegende Struktur von Abstrahierung von Arbeit und
Konsum vom einzelnen Menschen und die Unterordnung des Menschen unter
ein völlig abstraktes System von Produktion, Konsum und Kapital haben
Kommunismus á la Marx und Kapitalismus gemein. Kommunismus, oder
besser der real-existierende Sozialismus, denn Kommunismus ließe sich
auch anders deuten, ist also nichts anderes als Kapitalismus, es ist
lediglich der naive Versuch, den Großteil des Kapitals nicht mehr in
den Händen weniger Oligarchen, sondern diesen in die Hände der
Arbeiter zu legen. Hier kämpft also die Arbeiterklasse lediglich um
ihre Pfründe innerhalb des Kapitalismus, es geht überhaupt nicht um
Überwindung des oder Alternative zum Kapitalismus. Dass diese
klassenweise Umverteilung künstlich ist und der Dynamik des
kapitalistischen Systems widerspricht (und deshalb auch nur via
inneffektiver Planwirtschaft überhaupt realisierbar war), na da hast
Du sogar recht. Dies gilt aber auch für die abgeschwächten Form der
sog. sozialen Marktwirtschaft der Sozial- und Christdemokraten, daher
funktioniert diese auch nicht dauerhaft und es wird innerhalb der
kapitalistischen Dynamik immer nur vorrübergehend stabile Zustände
mit breitem Wohlstand und Mittelstand zumindest innerhalb einer oder
weniger Volkswirtschaften geben (verdrängen wir mal die sog. 3.
Welt), aber niemals auf Dauer, denn der betriebswirtschaftliche
Wachstumszwang der Marktwirtschaft wird diesen Zustand irgendwann
anfressen (haben wir seit den 80ern). Langfristig führt dies in
Konflikte und Krieg, durch dessen Vernichtung von Kapital neues
Wachstum möglich wird (haben wir spätestens seit 2001, allerdings
noch nicht umfassend genug). Der Witz ist: Kein Mensch steuert diese
Zyklen, sie alle machen nur mehr oder weniger darum wissend mit. Wie
gesagt, es geht hier um ein abstraktes System.
Drittens gebe ich Dir sogar recht: Der Kapitalismus ist gewisserweise
ein natürliches Produkt menschlicher (Bewußtseins-)Evolution.
Allerdings eines, dass das Überleben der Menschheit im Rahmen
globaler biologischer Evolution stark gefährdet. Deswegen sollten wir
uns anstrengen, diesen kollektiven Irrsinn namens Kapitalismus, mit
seinem Raubbau, seiner Verschwendungssucht, seiner immensen
Destruktivität und seinem fatalen Zyklus aus partiellem Wohlstand und
Krieg zu überwinden. Patentrezepte gibt es dafür noch keine und
vermutlich auch nie. Es liegt am einzelnen. Kleiner Tipp dazu: Auf
was richte ich mein Bewußtsein aus? Auf Profit und materielle
Annehmlichkeit und Sicherheit oder z.B. innere Zufriedenheit,
Bewußtheit, Weisheit, Wissen etc. Erzähl mir nicht, mensch hätte
nicht die Wahl...
So und nun kommst Du wieder mit Deinen BILD-Schlagzeilen. :-)
Gruß, Z.