Man sollte den Colin Powell auch nicht schwarzer malen, als er gewesen ist.
Seine denkwürdige Rede im UN-Sicherheitsrat war der Abschluss der Kriegsvorbereitungen der USA und sollte nurnoch zur Kirsche auf der Sahne werden: Einen durch den Sicherheitsrat und damit auch völkerrechtlich legitimierten Angriff auf den Irak. Dabei hätte es der Bush-Administration auch völlig ausgereicht, wenn diese Resolution an der Bruchlinie des Kalten Krieges abgelehnt worden wäre. Aber es kam knüppeldick: Auch Frankreich und Deutschland, mit dem grünen Außenminister Fischer, lehnten die Resolution ab.
Das wirklich interessante an der Veranstaltung war aber, dass man wirklich an Colin Powell selbst sehen konnte, dass er gelog. Wirklich niemand in diesem Raum schenkte seinen Ausführungen Glauben.
In der Politik gehört das Lügen nunmal leider für Viele zum Tagesgeschäft und dort stand einer, der das einfach nicht konnte.Im Grunde ein netter Wesenszug.
Natürlich kann man da den Zeigefinger erheben und dem Powell diese Lüge zum Vorwurf machen, aber seinen wir doch einmal ehrlich: Die Liste der Leute, die genug Eier in der Hose haben sich dem erheblichen äußeren Druck zu wiedersetzen und sich nicht dafür einspannen zu lassen, ist sehr sehr kurz. Zudem hätte er seinen Büttel dann auch schon viel früher, beim Beginn des Kesseltreibens, hinwerfen müssen.
Die Bush-Administration hantierte damals mit einer "Koalition der Willigen", auf deren Liste sich 36 Staaten befanden:
U.a.: Fast alle osteuropäischen Staaten, GB, IT, NL, AUS, NZ und Japan.
Wer den Powell auf das große Pferd setzt, um ihm jetzt zum Sündenbock und "Killer" zu machen, der sollte sich einmal einen Blick in den Spiegel gönnen.
Jeder, der damals schon erwachsen war, dem waren alle Argumente und Positionen zugänglich. Es war auch insbesondere dem amerikanischen Volk bekannt. Dort wurde damals auch eine üble Propaganda gegen die Franzosen gefahren, weil die, wie auch Deutschland und Russland schon frühzeitig erhebliche Zweifel anmeldeten und die vorgetragenen Beweise nicht für ausreichend hielten. Nein, seine eigene Verantwortung konnte man nicht auf den Powell abschieben.
PS: Man hatte hinterher auch die geschmuggelte, unter dem Waffenembargo liegende Elektronik gefunden: Nintendo für die Kinder der Herrscherfamilie und deren Günstlinge.