Für die Griechen wäre es, glaube ich, das Beste gewesen, die Zahlungsunfähigkeit zu verkünden und die Drahme wieder einzuführen. Der Verbleib im Euro ist für die Griechen nur sinnvoll, wenn in naher Zukunft die Wirtschaft im europäischen Vergleich wettbewerbsfähig werden würde. Es sieht leider aktuell gar nicht danach aus. Mit der Drahme würde das Lohnniveau und das Pro-Kopf-Einkommen in USD zwar rapide fallen, die Wettbewerbsfähigkeit würde aber steigern und das Aufbauen neuer Industrien begünstigen. Die Schuldenlast wäre weg: Für einen sehr hohen anfänglichen Preis.
Die Inflation in Europa wird kommen, der hohe Lebensstandard wird für viele in Europa in der Breite wie bisher nicht mehr zu halten sein. Viele europäische Wirtschaften sind quasi "gesättigt". Die Wahrscheinlichkeit Marktanteile an Schwellenländer zu verlieren, ist größer als den Wachstum dauerhaft halten zu können. Der zunehmende Protektionismus ist Folge dieses Trends. Corona hat uns gezeigt, wie schnell sich Dinge ändern können. Leere Regale, Störungen in Lieferketten hätte vor 2 Jahren niemand für möglich gehalten.
Wenn die reichen Länder Europas keine großen Überschüsse mehr erwirtschaften, dann werden wirtschafts- und strukturstarke Länder auch nicht in dem Maße wie bisher unterstützen können. Der Punkt, an dem Griechenland nicht mehr zahlen können wird - aufgrund der immensen Schulden - wird kommen.
Jahrzehnte wurde soviel EU-Geld "verpulvert" statt damit die wettbewerbsfähig zu steigern oder mehr Industrie aufzubauen. Der jetzigen Generation wird es noch gutgehen. Viele haben ein Haus, viele sitzen noch auf Geld. Die Junge Generation hat schon jetzt verloren. Sie werden vom Reichtum ihrer Eltern nicht mehr viel haben.
Der Lidl z.B. in Griechenland ist deutlich teurer als hier. Der gleiche volle Wagen mit den gleichen Produkten, der hier 50€ Kosten würde, kostet in Griechenland 80-90€. Viele Grundnahrungsmittel sind dort fast doppelt so teuer. Das kann bei sinkenden Gehältern oder Renten nicht gut gehen. Krankenhäuser sind in einem sehr schlechten Zustand. Viele nutzen nicht das lokale Krankenhaus, sondern fahren eine Stunde in die nächstgrößere Ortschaft, um besser versorgt werden zu können.