Der Heizbedarf in Griechenland wird von dem durchschnittlichen Urlaubseuropäer aus dem Norden Europas, der Griechenland nur als sonniges Sommerparadies kennt, bei weitem unterschätzt.
Nordgriechenland kennt bitterkalte Winter, in denen auch schon mal 3 Meter Schnee liegen und es die Wölfe und Bären in die Dörfer zieht - buchstäblich, nicht sprichwörtlich. Im Süden, und selbst auf den Inseln im südöstlichen Mittelmeer, resultiert der hohe Heizbedarf aus der unglaublich hohen Luftfeuchtigkeit und nicht so sehr aus den tiefen Temperaturen. Im Winter läuft das Wasser die Fensterscheiben herunter - von innen. Wer da nicht ordentlich heizt, der kann im Frühjahr seinen kompletten Hausstand neu kaufen, weil alles verschimmelt und verrottet ist. Die Heizperiode ist zwar deutlich kürzer, als in Nordeuropa, aber wenn geheizt werden muss, dann richtig.
Geheizt wird oft mit einer Kombi aus (oft veraltete) Klimageräte (Anbaugeräte, ich würde es nicht Klimaanlage nennen), zusätzliche Luftentfeuchter und einem Holzofen.
Das Heizen mit den Klimageräten führt bei der vorhandenen Netzinfrastruktur regelmäßig zu längeren, oftmals flächendeckenden Stromausfällen, noch öfters, als im Sommer, wenn die Geräte zur Kühlung eingesetzt werden.
Energiearmut ist kein neues Phänomen. In der sog. Finanzkrise wurde, auch in Großstädten wie Athen und Thessaloniki, einfach ein Loch in die Wand geschlagen, ein Ofenrohr hineingesteckt und ein "Bollerofen" aufgestellt. Ich habe einmal auf ausdrückliche Nachfrage in einer Parea vergeblich versucht zu erklären, was die Begriffe "technische Abnahme" und "Kreisbrandmeister" bedeuten. Hey, was hatten wir einen Spaß. Aus purer Not, aber auch aus schierer Ignoranz wird dann in den Teilen so ziemlich alles verbrannt, was irgendwie brennbar ist und gerade Plastikverpackungen brennen ja bekanntlich recht gut. Das führt bei im Winter oft genug vorkommenden Wetterlagen mit absoluter Windstille selbst in kleinen Städten und Dörfern zu extremer Luftverschmutzung, ganz zu schweigen von Athen.
Das ist, wie gesagt nicht neu, kann aber auch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die momentanen Preissteigerungen für Energie bei einem Durchschnittseinkommen von ca. netto 1.300 Euro sehr brutal sind, insbesondere für die Familien, die eben die unteren 50% des Durchschnitts ausmachen und damit weit weniger zur Verfügung haben.
So etwas wie eine soziale Grundsicherung vom Staat gibt es in Griechenland ja nicht, woraus übrigens auch regelmäßig völliges Unverständnis resultiert, wenn ich über die Ungerechtigkeit des deutschen Harz-Systems lamentiere.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (19.01.2022 13:50).