Dass es Gründe gibt, gegen die österreichische Regierung zu
protestieren, o.k. Dafür jedoch Menschen zu missbrauchen, die
eigentlich schon genug Probleme haben, während sie die
Zusammenhänge womöglich gar nicht verstehen, finde ich
problematisch. Leider kennt man die Geschichten ja immer nur halb - wer
hat schon eine Ahnung, was für Leute da wirklich im Container
sitzen. Wenn mir hinterher jemand erzählt: "Ätsch, war
alles nur fake," hätte ich sicherlich immer noch so meine
Probleme mit dieser Maßnahme, könnte angesichts des Effekts
allerdings durchaus über diverse Schönheitsmakel hinwegsehen.
Sollte es aber tatsächlich so sein, wie es sich darstellt, finde
ich, dass Herr Schlingensief sein Ziel (welches auch immer das sein
mag) gründlich verfehlt, da er sich selbst zum Handlanger der
Leute macht, die er vorgibt, bekämpfen zu wollen. "Für
das Wohl der Gesellschaft muss man kleine Opfer bringen," ist hier
wohl auf keinen Fall ein Argument, zumal keinesfalls klar ist, welche
Folgen diese Aktion eigentlich haben soll/wird. Die Diskussion, die
dadurch hervorgerufen wurde, ist sicherlich notwendig; es wäre
aber vernünftiger gewesen, sie anders zu provozieren, und ich
behaupte, das wäre auch möglich gewesen. Was mich an der
jetzigen Diskussion stört ist, dass viel mehr darüber
diskutiert wird, ob Herr Schlingensief so etwas machen darf (was auch
sicherlich zu hinterfragen ist), anstatt wirklich darüber zu
diskutieren, ob das, was in Österreich so passiert,
grundsätzlich in Ordnung ist. Es ist das größte
Problem, dass man das Gefühl nicht los wird, hier will sich jemand
um einen ziemlich hohen Preis wichtig tun. Wenn der Herr Regisseur also
nur einmal mehr die Aufmerksamkeit auf seine Person lenken wollte,
stößt mir das ganze angesichts der drastischen Mittel
höchst sauer auf.