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  • cornelia

mehr als 1000 Beiträge seit 17.04.2007

radikal, konsequent, geschmacklos


Ich zitiere aus dem Artiekl:
"...Dass etoy nun eToys verklagen, ist im Prinzip konsequent und
richtig. Das Problem dabei liegt vielmehr auf einer künstlerischen
und konzeptuellen Ebene... etoy laufen Gefahr,  das kulturelle Kapital
zu verspielen, das sie mit dem Toywar I aufgebaut haben."

Mir ist nicht ganz klar, woraus die Behauptung hergeleitet wird, es sei
richtig, dass etoy nun klagen. Obwohl ich auch finde, dass dem so ist,
ergibt es sich doch nicht aus der Logik des Artikels. Ganz im
Gegenteil, gerade KUENSTLERISCH und KONZEPTUELL ist es richtig, dass
sie klagen. Dass sie nun Gefahr laufen, ihr gerade angehaeuftes
kulturelles Kapital wieder zu verlieren, mag richtig sein, resultiert
aber meines Erachtens aus dem Missverstaendnis heraus, aus dem sie es
ueberhaupt erst anhaeufen konnten. etoy sind nicht die guten Jungs, die
den politischen Stellvertreterkrieg fuer uns gefuehrt haben, um die
Riesen mal in ihre Grenzen zu verweisen. Der Toywar war eine reine
Marketingveranstaltung fuer etoy und in diesem Sinn sauber und korrekt,
weil etoy, handelt es nun um ein Kollektiv oder um ein Label, niemals
einen anderen Inhalt hatte, als sich selbst zu promoten. Und deshalb
ist es auch 100 prozentig richtig "...dass ihnen 1999 nichts
besseres passieren konnte, als der Ausbruch des Toywars."

Dass es andere sog. Kuenstlerische Arbeiten gab, heisst nur, dass man
gelegentlich das eine oder andere kleine Zugestaendnis in Form von
Kunstproduktion im traditionellen Sinn machen muss, weil sie sonst
nicht nur ihre Rezipienten, sondern auch sich selbst ueberfordern
wuerden. Ganz sicher aber sind es weder ein etoy-Tank noch kleine
Toywar-Maennchen oder sonstiger aesthetischer Output, die die
kuenstlerische Relevanz des Labels ausmachen. Deshalb kann man etoy
auch kaum vorwerfem, dass sie auf diesem Gebiet wenig produktiv waren.

Vielmehr liegt die enorme strategische und konzeptuelle Leistung von
etoy darin, sich konsequent, radikal und oft auch jenseits des guten
Geschmacks zu vermarkten – ohne irgendeinen Inhalt anzubieten. Das ist
ihr kuenstlerisches Konzept. Und die Klage gegen eToys, die eine echte
Ueberraschung ist, beweist, dass etoy sich selbst und ihrem Konzept
treu gebelieben sind. Man hatte schon Angst, sie koennten ausbrannt
sein nach dem Toywar oder die massenweise ‚moralische‘ Unterstuetzung
koennte sie weich gekocht und korrumpiert haben.


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