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  • Der Psychater

406 Beiträge seit 05.04.2020

Hurra die großbürgerliche Ampel!

Schon etwas schräg, den Kampf des Großbürgertum gegen neues und altes Kleinbürgertum auszurufen. Ich denke nicht, dass sich diese Klassifizierung so synthetisch mit den Parteien identifizieren ließe.

OK, FDP ist großteils Großbürgertum, aber offensichtlich ist ihre Wahlkampagne ganz erfolgreich, weil sie sich den Handwerkern zuwendet. Klar ist, dass die FDP jedem nach dem Munde redet, und am Ende doch ihr nationalliberales 19.-Jahrhundert-Großbürgertum durchzieht. Das moderne Image sehe ich als pseudo an, schließlich hat sie die Kabel-Grundlagen mit Kohl gelegt, weshalb D heute so miese digitalisiert ist. Eine korrupte Partei ist halt nicht reformerisch oder modern. Die FDP sperrt sich zwar nicht gegen Strukturwandel, verharrt aber andererseits gerne auf dem Status-quo, vor allem Umverteilung für die Reichen.

Grüne sind größtenteils großbürgerlich, aber auch sehr jung. Ich denke Mal so eine 20-jährige unterscheidet sich mehr von einer 80-jährigen als ein gleichaltriger Großbürger von einem Kleinbürger. Da wird's also auch schon schwammig.

SPD großbürgerlich? In HH vielleicht, aber im Ruhrgebiet?

Das Kleinbürgertum wird identifiziert als die Klasse, die am meisten Sicherheit wünscht. Wir befinden uns nun aber in einer Epoche, in der alles, was Sicherheit betrifft, am rutschen ist. Die Hochwasserkatastrophe war ja nunmal das Gegenteil von Sicherheit. Klar kann man fragen, ob das in den Köpfen angekommen ist, oder ob die Kleinbürger den Arbeitsplatz bedrohter sehen als das Leben durch Extremwetter. In den Katastrophengebieten ist es wahrscheinlich angekommen, also je mehr Katastrophen, desto eher bieten die Grünen Sicherheit. Und die Transformation der Energiewirtschaft bietet ja auch Sicherheit für Arbeitsplätze, abgesehen von jenen in der Fossilenergiewirtschaft.

Ich glaube nicht, dass gelb-grün eine Kombi ist, die erfolgreich sein kann. Mag ja sein, dass die Grünen die Subventionierung der Reichen und die schwarze Null mittragen, aber woher soll dann das Geld kommen für die Transformation? Und für den sozialen Ausgleich? Scheitern sie auf diesen Gebieten, lassen sie sich auf die Korruption der FDP ein, sind sie schnell weg vom Fenster, bekanntlich verzeihen linke Wählerinnen weniger als rechte. Umgekehrt erscheint es wenig plausibel, dass die FDP in den genannten Punkten klein bei gibt.

Ich denke, dass RRG die Option ist, die am stärksten die benötigten und gewünschten Reformen umsetzen kann. Mit der Linken können Grüne und SPD am weitesten ihre Programatik erfüllen. Das macht diese Koalition wahrscheinlich. Allerdings gibt es sowohl bei den Grünen (BaWü), als auch bei der SPD (Seeheimer Kreis) starke Widerstände. Bei den Linken wohl auch.

Vielleicht reicht am Ende auch rot-grün alleine, oder die Freien Wähler schaffen es Sitze zu erobern und können von rot-grün irgendwie eingebunden werden, als Bayernpartei könnte ihnen rot-grün sicher Kuhhandel-Chancen bieten. Es ist halt alles offen.

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