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  • Mnementh

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Re: Menschen sind unterschiedlich

Pnyx (1) schrieb am 08.10.2017 18:42:

Allerdings wurden im Film diverse Aspekte sehr frei adaptiert, und in der zentralen Frage zum Verhältnis Mensch - Replikant nahezu ins Gegenteil verkehrt. Bei Dick gehts eher um die Mimesis ans Maschinelle als um die Vermenschlichung der Maschinen.

Ich stimme zu dass der Film das Buch vereinfacht. Zwangsläufig, denn Bücher von Dick sind sehr voll mit Dingen, dass sich da nicht alles wiedergeben lässt in zwei Stunden ist zwangsläufig. Aber dass der Film das umkehrt ist nicht wahr, bei Dick sind beide Seiten ein Ding. Der Film hat sich auf eines konzentriert.

Das ist ein real, auch heute schon existierendes Problem, während das Umgekehrte an den Haaren herbeigezogen ist, weil auch auf lange Sicht, es kaum wahrscheinlich ist, dass es menschlicher Technologie gelingt, Bewusstsein zu erzeugen.

*gähn*
Willst Du mir sagen die biologischen Maschinen die wir sind haben irgendetwas was von uns geschaffene Maschinen nicht haben können? Sehr beschränkte Vorstellungskraft. Ich habe bisher noch kein rationales Argument gehört, dass das begründen könnte. Mithin läuft es meist darauf hinaus dass Leute eine Seele herbeifabulieren, auch wenn sie es meist Bewusstsein, Verstand, Selbsterkenntnis oder sonstwie nennen. Es läuft darauf hinaus dass wir irgendwas magisches haben was sie nicht erklären können, was Maschinen nie haben können.

Ich kann nicht sagen ob oder wann wir künstliche bewusste Wesen erschaffen, aber es gibt keinen Grund anzunehmen dass es nicht schon in 10 Jahren so weit sein könnte.

Die smartnes, die heute in aller Munde ist, ist eine äusserst beschränkte, weil in Wirklichkeit keine Maschine im Wortsinn etwas über sich selbst oder die Umwelt weiss. Algorithmen treffen Entscheidungen, nicht ein Subjekt.

Ahja, Subjekt habe ich in meiner Aufzählung als Euphemismus für Seele vergessen. Alles was man so sagen kann, um nicht zu sagen dass man an eine unbeweisbare magische Substanz glaubt, die das eigene Ich ausmacht. Besonders verbreitet in akademischen Zirkeln, die ungern ihren Glauben an Mystizismus zugeben. Dabei ist das nur natürlich, wir alle glauben Dinge, auch irrationale. Wir können aber insgesamt nur rationaler handeln, wenn wir unseren menschlichen eingebauten Hang zur Irrationalität zugeben und entsprechend darauf reagieren.

U. a. werfe ich dem Film daher vor, irrelevant zu sein. (Das ist wohl ein wesentlicher Grund für meine Langeweile.)

Nee, ist er nicht. Er ist automatisch dadurch relevant, dass er viele Menschen zum Nachdenken anregt. Zudem habe ich oben dargelegt, dass Du ein zentrales Thema des Nachdenkens verwirfst, weil Du glaubst (nicht weißt), dass es für die nähere Zukunft nicht möglich ist. Selbst wenn es in der näheren Zukunft nicht möglich ist, was ist mit der ferneren Zukunft? Und ist dieses Nachdenken nicht auch schon deshalb wichtig, weil es dabei im Endeffekt auch um unsere eigentliche Menschlichkeit geht?

Daneben gibts mir zu viel abstossende Brutalitätsdarstellung und ein äusserst zweifelhaftes Frauenbild.

Ich könnte anmerken, dass es da viel extremere Filme gibt. Aber das soll mal gar nicht mein Hauptargument sein. Es ist vielmehr so, dass Blade Runner nicht wirklich brutaler und frauenfeindlicher ist als unsere jetzige Realität. Und dabei soll es eine Negativutopie sein. Willst Du in Filmen und Büchern nur Zuckerwattewelten sehen, in denen Friede, Freude, Eierkuchen herrscht? Ich halte das für grundfalsch. Unsere Gesellschaft wird nicht besser, indem wir uns die Augen zuhalten.

Um ehrlich zu sein ist diese Haltung sogar eine die ich für gefährlich halte. Bestimmte Kreise - besonders gefördert in akademischen Welten - igelt sich ein und blendet die unschöne Realität aus. Sie doktorn an der Sprache, an Bildern, an Filmen, an Erzählungen herum, entfernen alles anstößige, falsche, brutale. Aber sie tun nichts um die Probleme auch in der Realität zu beseitigen, sie malen nur mit bunten Farben drüber und reden nicht über Probleme. Warum auch, die meisten derer die das tun sind reich und privilegiert, sie haben die Probleme nicht. Aber nur mit Ignorieren verschwinden die Probleme nicht.

Und Blade Runner verherrlicht ja nichts. Im Gegenteil. Ich wiederhole noch einmal einen Grund wieso ich den Film gut fand: Deckard geht es schlecht bei all dem. Die Gewalt, die Action, die Lebensgefahr, das bekommt ihm nicht. Und Roy Batty, der ja eigentlich der Supermensch ist, dem nützt seine Gewalt auch nichts. Er muss dennoch sterben. Nein vielmehr: er muss deshalb sterben. Wie Tyrell im Film sagt: durch seine verbesserten Fähigkeiten kann er zwar mehr, verbrennt aber schneller seine Ressourcen.

Und damit komme ich zu Ihrer Schlussbemerkung. Ich halte zwar inhaltlich an ihr fest, gebe aber zu, dass sie wohl etwas zu heftig formuliert war. Das ist dem Kampfmodus geschuldet, in den mich hauptsächlich zwei Foristen getrieben haben, die ausser religionsartiger Wiederholung ihrer Kanonsierung und massiven persönlichen Unterstellungen und Anwürfen nichts geliefert haben. Ihnen bin ich dankbar, dass Sie ihre Position sachlich nachvollziehbar begründet haben.

Das ist unwahr. Du hast den Thread mit einem Beitrag eröffnet, in dem Du den Film den viele mochten erst einmal komplett niedermachst und indirekt die Leute angreifst die ihn gut fanden, weil er ja nur eine Actionrauferei ist. Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus. Du bist nicht erst in den Kampfmodus durch zwei Poster versetzt worden. Du hast schon im Kampfmodus angefangen. Ich sehe ein, dass Du es möglicherweise nicht gemerkt hast, da möglicherweise Deine Grundeinstellung ist verletztend gegenüber anderen aufzutreten und Deine Meinung höher zu schätzen. Fakt ist nur, Du hast den Thread mit Aggression eröffnet. Was ich aber schlimmer finde: recensus ist auf Diene Aggression nicht eingegangen und hat vernünftig geantwortet, und Du hast ihn auch rund gemacht.

Abgesehen davon musst Du langsam lernen, dass Deine Meinung nicht der Nabel der Welt ist. Du schriebst der Film sei irrelevant, anstatt dass Du seine Relevanz nicht erkennst. Du schriebst von brutal-öden Actionszenen, anstatt zu sagen dass der Film für Deine zarten Nerven zu krass ist. Und in dem Stil immer weiter. Du musst erkennen lernen, dass Menschen ein Kontinuum an Meinungen darstellen und Deine nicht relevanter ist als die Deines Nachbarn. Wenn Du mit absoluten Aussagen die Meinung aller anderen als inexistent darstellt ist es kein Wunder wenn Du Leute aufregst. Wie ich oben schon schrieb: ich kann natürlich nicht erkennen, ob Du das absichtlich machst oder unfähig bist es zu erkennen. Das musst Du selbst beantworten.

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