Das ist jetzt viel aufs Mal. Hätt ich mir von Anfang in diese Richtung vorgestellt. Was nicht heisst, dass ich Ihre Ansichten teile. Um zuerst das Persönliche abzuhaken:
Das ist unwahr. Du hast den Thread mit einem Beitrag eröffnet, in dem Du den Film den viele mochten erst einmal komplett niedermachst und indirekt die Leute angreifst die ihn gut fanden, weil er ja nur eine Actionrauferei ist.
Das ist natürlich komplett tendenziös. Ich hab in einer allgemeinen, absolut niemanden angreifenden Form - das Gegenteil müssten Sie mir am Text beweisen - meinen nicht mehr taufrischen Eindruck des Filmes geschildert. (Ohne zu wissen, in was für ein Wespennest ich damit geraten würde.) Ich zitier mich mal selber: "Geblieben ist mir die Erfahrung von durch die brutal-öden Action-Szenen am Ende nicht geminderte Langeweile, die mich über weite Strecken überkam." Also, weder hab ich geschrieben, wie Sie jetzt behaupten, es ja nur eine Actionrauferei, noch hab ich mich in diesem Satz, wie andere unterstellt haben, darüber beschwert, es sei zu wenig Action gewesen. Aber offensichtlich überkommt die Fans dieses Films bei Kritik sofort eine Wut, die ein genaues Lesen verunmöglicht. Um grad bei der Action, bzw. der von mir monierten Brutalität zu bleiben; nein, ich gehöre absolut nicht zu denen, die sich heile Welt wünschen. Ich werde bei denen, die mich persönlich kennen im Gegenteil als Pessimist angesehen (was ich ebenfalls für eine Fehleinschätzung halte). Ich habe auch nichts gegen Gewaltdarstellung im Kino, bin allerdings der Meinung, dass man gewisse Grenzen nicht überschreiten sollte. Sadistische Handlungen oder Folter will ich mir nicht eins zu eins ansehen, und ich will auch nicht, dass andere solches ansehen, die vielleicht eine labilere Psyche als ich besitzen. (Dies bezieht sich jetzt nicht auf diesen Film im Speziellen.) Inspiration für den IS brauchts nicht. Ihr Schlussabsatz ist geradezu amüsant. Das klingt wie ein erfahrener Lehrer, der zu seinem Sohn spricht. (Was glauben Sie denn, wie alt ich bin?) Da gehen Sie, wie andere BR-Gläubige weit über das hinaus, was die Etikette eines solchen Forums erlaubt. Auch Sie unterstellen Dinge, von denen Sie keine Ahnung haben können. Z. B. unterstellen Sie mir zarte Nerven. Obwohl ich das nicht besonders schlimm finde, zeigt es doch den Wunsch irgendwie obenaus zu schwingen. Die These Ihres letzten Absatzes ist übrigens grottenverkehrt. Nichts spricht dagegen, dass man pointiert seine Meinung kundtut, da scheinen Sie jetzt der mit den zarten Nerven zu sein. Voraussetzung ist bloss, dass die Form akzeptabel ist und dass es nicht bei apodiktischem Hinstellen bleibt.
Auch mit ihrer Seelen-Theorie liegen Sie übrigens weit daneben. Ich bin - im Gegensatz zu Decartes, dem Namensleiher der Hauptperson - absolut kein Anhänger des Dualismus. Im Gegenteil bin ich überzeugter Atheist. Wenn ich von Bewusstsein spreche, meine ich genau das; ein Ich, das sich seiner Existenz bewusst ist und zumindest oberflächlich sein eigenes Verhalten steuert. Das impliziert durchaus keine ominöse substanzlose Substanz. Ich verstehe Bewusstsein als ein Epiphänomen, das unter noch ungeklärten Bedingungen aufgrund der Bauweise und der Funktion von Gehirnen, durchaus nicht nur menschlichen auftritt. (Es ist ein Problem unserer Sprache, dass wir Mühe haben, uns so etwas nicht verdinglicht, im Sinne Decartes eben als Ens, vorzustellen, aber das geht hier jetzt zu weit.) Ich kann natürlich nicht ausschliessen, dass man eines Tages - wenn wir uns nicht viel früher kollektiv in die Luft jagen, was ich für durchaus wahrscheinlich halte - diese Bedingungen aufklärt und sie nachstellen kann, halte das aber für eine seit Jahrtausende gehegte demiurgische Nemesis und hoch unwahrscheinlich. Jedenfalls gibt es bisher keinen noch so kleinen Ansatzpunkt dafür, falls dieser Zeitpunkt je eintreten sollte, ist er noch sehr weit entfernt. Ergo hat sich der Film eben einem Pseudoproblem zugeneigt und das Buch dadurch nicht nur vereinseitigt, sondern verzerrt und sich selbst irrelevant gemacht. Jetzt Sie wieder.