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  • thelonious monk

670 Beiträge seit 22.01.2006

Was hat denn die Aufklärung an Neuem gebracht? [2]


> Das ist eine Verdrehung von Jahrtausenden Menschheitsgeschichte, und
> das weißt Du sehr wohl. Tod und Vernichtung sind keine Erfindung der
> Humanisten. Was bezweckst Du eigentlich mit deiner Taktik?

Gut du hast Recht, es ist Polemik, die Aufklärung nur mit Tod und
Vernichtung in Zusammenhang zu bringen, vermutlich ist es sogar
ungerecht. Wir sind halt nicht im Seminar und ein gewisser
pointierter Schluss schien mir im TP nicht unangebracht zu sein.

Ich glaube aber, die Aufklärung besitzt in der Tat eine finstere
Rückseite, die sie so gar nicht gerne erhellen möchte, und manchmal
drängt es mich, über meine Sicht zu  schreiben. Ich bin sicher, das
Phänomen 'Aufklärung' ist komplex und weitläufig und in einem Post
kann man nicht ALLE Seiten gleichmäßig darstellen, nur so viel zur
Entschuldigung.

Mich interessiert an der Aufklärung die rationale Seite ehrlich
gesagt schon und ich lebe ganz bestimmt nicht in einer
geistdurchwirkten Welt der göttlichen Offenbarungen und
Prophezeiungen, wobei natürlich der Geist auch eine Rolle in meinem
Leben spielt. Der Punkt ist meiner Meinung nach, dass wir in vielem
den Kontakt mit uns verloren haben, weil wir der Vernunft eine zu
überragende Rolle in unserem Leben einräumen, den anderen Kräften
dagegen zuwenig. Wir können gewisse Dinge mit der Ratio sehr gut
regeln, andere dagegen überhaupt nicht.

Wir kommen mit dieser Einseitigkeit gesellschaftlich in immer
größeren Schwierigkeiten, Einsamkeit, Angst, Bindungsunfähigkeit und
die Flucht in rosarote Welten sind die Folgen aus unserer
Unfähigkeit, die wirklichen Bedürfnisse der Menschen zu befriedigen.
Wir leben mit diesem 'Ratio ist alles und Gott ab in den Mülleimer'
ja weder glücklich noch besonders gesund. Wir trennen vieles was Gut
und Wichtig wäre von uns ab und machen uns lustig darüber, auf der
anderen Seite gibt es immer wieder hilflose Versuche, das zu
ersetzten, was wir uns vorher so mühsam abgewöhnt haben. Die Menschen
lachen über das 'Herz Jesu Gebet', aber machen teure Seminar, um
ihren Geist mal wieder zur Ruhe kommen zu lassen.

Wir sind mit der Aufklärung imho in die eigenartige Situation
gekommen, das wir unser Tiefstes und Innersten, also das was uns
wirklich betrifft, nicht mehr wahrnehmen können, weil wir die Mittel
dazu aus der Hand geworfen haben. Wir können nicht mehr an das
Heilige im Sakrament der Eucharistie glauben, auf der anderen Seite
haben wir meiner Meinung TROTZDEM noch das Bedürfnis, an etwas
Ursprünglichem und Wahrem teilzuhaben.

Wenn ich die Aufklärung auch manchmal mit bösen Worten kritisiere ist
sie ja in sich nicht Böse oder Schlecht. Die Menschen haben Gutes aus
ihr gezogen und am Ende halt den Fehler gemacht, denn sie immer
machen: auf ein Podest stellen und verehren - oder vielleicht sehe
das auch nur ich so...

Gruß

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