Immerhin muss man dem Transhumanismus eines zugestehen. Er treibt den Materialismus/Physikalismus konsequent auf die Spitze. Aufgrund der grundsätzlichen metaphysischen Schwäche dieser Weltsicht, wird sie dadurch allerliebst ad absurdum geführt. Schon vor 25 Jahren habe ich die "Die Physik der Unsterblichkeit" von Frank J. Tipler nach der Hälfte weggelegt, weil es kompletter Nonsens war. Es wird immer deutlicher, dass weder die AI noch die Neurowissenschaften ihre großmäuligen Versprechungen halten können. Stark intelligente Systeme sind nirgendwo auch nur ansatzweise zu erahnen. Und wie aus dem "Geflüster der Neuronen" subjektives Erleben und Bewusstsein "emergieren" soll, wird eher immer rätselhafter. Der Dualismus, das logische Grundübel, der Keim der Inkonsistenz, wurde nie überwunden, weil er die grundlegende Notwendigkeit jeder materialistischen/physikalistischen Weltsicht sein muss. Der Transhumanismus ist von daher auch ein Versuch, zu retten, was nicht zu retten ist.
Dann ist der Materialismus auch eine zutiefst deprimierende Ontologie. Wer die Welt im Grunde als Maschine betrachtet, unvorstellbar gigantisch und komplex, aber eben mechanisch, vom Zufall regiert und letztlich ohne bleibenden Sinn und sich dem Terror der letztendlichen Annihilation, der eigenen und der aller geliebter Menschen, ausgesetzt sieht, sehnt sich nach Erlösung. Auch hier ist der Transhumanismus zumindest konsequenter, als die Rationalisierung bekennender "Humanisten", die sich einreden, sie würden irgendwie in den Erinnerungen geliebter Menschen weiterleben, denen ja das gleiche Schicksal bestimmt ist. Und am Ende gewinnt doch die Entropie. Die Sehnsucht nach Erlösung, durch einen "selbstgemachten Gott" (den alten hat der Mensch ja getötet) ist mit Sicherheit eine der Hauptmotivationen für die zeitgenössischen Transhumanisten und ihre Vorläufer.