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  • abab

739 Beiträge seit 15.07.2016

Krise des Humanismus in seinem Endstadium, das ist Transhumanismus

Die transhumane Bewegung ist die derzeit letzte Ausgeburt eines wahnsinnigen und verirrten Technikglaubens. Wie das Wort transhuman schon sagt, soll der Mensch in seiner Unvollkommenheit überwunden werden, durch entsprechende Technologien zumindest vervollkommnet und quasi bis hin zur Automation gar ersetzt werden. Der Mensch ist demnach ein Störfaktor in seiner Unberechenbarkeit und seinem damit verbundenen Freiheitsstreben, eine Freiheit, die sich in der Tiefe des Menschen als eine Freiheit von dieser Welt offenbart, eine Freiheit, die wir im originären Gewissen vollziehen. Die transhumane Bewegung ist der Versuch, das Leben in ein perfekt organisiertes Paradies zu überführen, in welchem zwangsläufig die Leblosigkeit, der Tod das Sagen haben. Das sind alles Hirngespinste, hervorgegangen aus einer technischen Zivilisation, die vom technischen Fortschritt besessen (technische Eschatologie) ist und alle Lösungen nur noch von dort erwartet.

Der Humanismus (beginnend in der Renaissance) hatte genau dieses Ziel, den Menschen vom autoritären Gott zu befreien und des Menschen schöpferische Potenziale zu entbinden. Doch die Dialektik des Geistes hat dem Humanismus einen Streich gespielt: Indem der Mensch nichts Höheres mehr anerkennt, ist er zugleich ganz auf sich zurückgeworfen und geht jeglicher Orientierung verlustig, wird zum umherirrenden Individualisten, der in der Verzweiflung den Halt nun in der Entfremdung, in der Suche nach einem neuen Haltepunkt sucht, den er dann schnell und zwangsläufig zu vergötzen bereit ist, ohne es zu merken. Heute sind wir zum Spielball des Realismus der Begriffe, des Gehorsam fordernden Allgemeinen geworden, befinden uns im Zauberkreis des Warenfetisch, der Technik, die wie ehemals Gott Wunder wirken soll. Was ist der Mensch?, fragte einst Kant. Auch wenn Kant das «Ding an sich», die voraussetzungslose Freiheit als unabdingbar erkannte, scheute er letztlich vor dem wahrhaft freien Menschen zurück, der für ihn philosophisch letztlich auch unbekannt blieb, eröffnete aber dennoch einen tief greifenden Weg in der Philosophie. Und dann kamen die Russen wie Bjelinski, Dostojewski, Chomjakow, Solowjow, Fjodorow (gemeinsame Tat) und schließlich Berdjajew, um einige der wichtigsten hier zu nennen. Aber auch Nietzsche (obwohl sich die Transhumanisten ungerechtfertigter Weise auf ihn berufen), Ibsen, Kierkegaard, auch der existentielle Marx, Feuerbach, Kierkegaard, Scheler haben in der einen oder anderen Weise ihren Beitrag geleistet. Es ist der Beginn einer wahrhaft anthropologischen Philosophie – jeder Mensch ist von absoluter Bedeutung der Würde nach, als ein Wesen, das das Universelle, nicht das zwingende Allgemeine, in sich trägt, das auf das Universelle existenz-dialektisch frei bezogen ist und sich von dort aus im dialektischen Bezug zur Welt im weitesten Sinne, zu den anderen Menschen in echter Gemeinschaft schöpferisch und Welt schaffend und verändernd entfaltet und die Fülle des Lebens erstrebt. Unsere gegenwärtige Zivilisation mit ihrer technischen Eschatologie ist dem feindlich gesonnen und schwelgt in einer abstrusen Vorstellung von Glück, welches immer schon in seiner eingeborenen Kurzlebigkeit alles und nichts war und ist und vor allem dem Abgrund nahe.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (17.03.2024 17:52).

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