Pnyx (1) schrieb am 17.03.2024 19:13:
Schön, das sich auch noch solche Leute hier finden.
Das gebe ich gerne zurück.
Ihre Interpretation des christlichen Heiligen Geistes klingt nach moderner Theologie, nach einem Versuch, das Konzept auf eine es transzendierende Weise, gewissermassen anthropologisch zu retten. Damit kann ich leben, nicht aber mit dem Dualismus-Theorem von Descartes, das gleichzeitig am Anfang seiner Säkularisierung stand, deren unschöne späte Blüten man im Transhumanismus entdeckt. Ich würde daraus aber nicht schlechthin seine Antichristlichkeit ableiten, denn eine solche Entwicklung ist im Dualismus angelegt und muss spätestens dann zu seiner Realisation gelangen, wenn kombiniert mit dem Glauben an einen linearen Lauf der Zeit, der Basis für den Fortschritt und ökonomisch gewendet für den Kapitalismus. (Den Dualismus vertrat auch schon Plato, weshalb er in vielem christlich avant la lettre anmutet, wie alle Griechen aber hatte er einen zirkulären Zeitbegriff.)
Eine Art religiöser Existentialismus und auch Anthropologie. Behauptet wird, der Dualismus ist ein Phänomen im Durchgang durch diese räumlich-zeitliche Welt. Er ist primär gekennzeichnet durch die Gegenüberstellung Geist und Natur (Natur im Sinne von Determinismus). Die Idee des Menschen ist vorzeitlich, genauer jedoch überzeitlich. Daraus ergibt sich die existentielle Dynamik eines dynamisch sich vollziehenden Transzendenten (überpersönlicher Werte: Wahrheit, Freiheit, Liebe) im immanenten Geist: primär vollzieht sich im menschlichen Geist ein Kampf um die Fülle des Lebens, um die Befreiung von einer zur Entfremdung drängenden Welt der Objekte. Das strenge "Dualismus-Theorem von Descartes" wird auch hier abgelehnt. - Alles nur so mal angedeutet. :-)
Gewiss ist Berdjajews These, so wie Sie sie referieren (er ist mir unbekannt), gewissermassen naiv und wie Sie bemerken selbstdementierend. Allerdings taugt sie auch nicht als Argument für den Schluss, die 'Seele' - die Sie hier also mit dem 'Heiligen Geist' in enge Verbindung setzen, existiere real, nur eben in einer irgendwie immateriellen Form. Am ehsten kann man sie wohl als eine Art aus menschlichem Verhalten abgeleitete Adhoc-Konstruktion ansehen.
Mit dem Materialismus ist es übrigens so eine Sache. Nicht einmal Marx selbst kann bei näherer Betrachtung als einer durchgehen. Ich würde sagen, es handle sich um eine unglückliche Begriffsbildung, die die dualistische Konzeption einigermassen unreflektiert in sich trägt.
Berdjajew ist mein Steckenpferd, mein Liebling. Ist einfach so. Ich stimme Ihnen zu,
es handle sich um eine unglückliche Begriffsbildung
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