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mehr als 1000 Beiträge seit 31.08.2000

Vertrauensbildende Maßnahmen

Wenn man niemandem trauen soll, wie gewinnt man dann Vertrauen? Es
ist eine etwas seltsame Forderung, das Vertrauen zu allem, was in den
Medien publiziert wird, aufzugeben. Welche Reaktion kann man darauf
erwarten: dass die Leute die Fesseln abwerfen, sich ihres eigenen
Verstandes bedienen um dann aus den unendlichen Widersprüchen schlau
zu werden, die wiederum von den Medien produziert werden oder dass
sie sich doch wieder einem Medium anvertrauen, dass sich als ihr
Hirte anbietet oder dass sie schließlich ganz abschalten, sich ins
Privatleben zurückziehen und weitgehend indifferent verhalten?

Ich weiß selbst nicht, worin die beste Strategie besteht? Ist wohl
alles eine Frage der Energie, die man aufwenden möchte und des
Risikos, dass man einzugehen bereit ist. Tatsache ist nur, dass alle
drei Strategien verfolgt werden und dass es vielleicht das Beste ist,
wenn das System "alle Wege wählt", auch wenn es daraus nicht wirklich
lernen und Schlussfolgerungen ziehen kann?

Noch eine kleine Anmerkung: ich hatte mal mit einem Kumpel über einen
"Contradiction-Space" nachgedacht. Statt zu versuchen, eine oder
mehrere Thesen, zu einem bestimmten Ereignis, linear zu beweisen,
verschaltet man einfach Widersprüche miteinander und lässt sie
aufeinander antworten, so das etwas, wie ein vernetzter Dialog
entsteht, in dem allein Wiederholungen ausgestrichen werden. Man kann
so die Entwicklung eines Diskurses verfolgen und seinen aktuellen
Stand prüfen, indem man sich zu den Enden bewegt geht. Es gibt keinen
Punkt, von dem aus man sicher sein kann, dass dort ein stationärer
Zustand erreicht ist ( eine endgültige Wahrheit ), aber gewisse
Entwicklungslinien, so nehme ich an, werden nach einer gewissen Zeit
nicht mehr weiter verfolgt und der Diskurs hält so faktisch in einem
bestimmten Resultat. Wie könnte man die redaktionalle Arbeit an einem
"Contradiction-Space" charakterisieren? Ist das noch Journalismus
oder ist es Arbeit an einer Kontextur für Zeitgeschichte?

Tloen
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