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  • lucia

mehr als 1000 Beiträge seit 04.12.2023

paar Gedanken

Das, was gut ist an diesem Stoff, es ist die Bedeutung des Traumes, das ist das Spiel mit der Psychoanalyse Sigmund Freuds und der Traumdeutung.

Mit scharfem irischen Humor hat Joseph Campbell formuliert: "Freud was fishing, while sitting on a whale". Dass Freud alles Psychische auf postnatales Erleben reduzierte, hat auch Stanislav Grof als viel zu verkürzten Ansatz angesehen. Aber immer hin : auf Freud aufgebaut haben ja Einige. Zu seiner Zeit war man ja auch noch im Spannungsfeld zwischen konservativem Frauenbild ( man denk nur bspw. an: 'Hysterie'-begriffsgeschichtlich komplett veraltet) und progressiver Strömung . Für mich passt dazu auch , daß man unter dem Pflaster 'die Sünde' verortet, also alles das was nicht ans Licht, was im Dunklen bleiben soll- und dabei- eben wie im Traum, komplett verzerrt ( weils ja eigentlich verdrängt werden soll) sich darstellt.
Ja, - wie soll man so auch an den Strand kommen ( 'unterm Pflaster liegt der Strand'...und die früheren 'Anywheres', die das so sahen, waren auch nicht Großbürgertum mit Masken um nicht erkannt zu werden, sondern eher unkompliziert, lebensfroh, und mit dem Rucksack unterwegs)

Interessant, daß Nikolai Kinski spielt.
Er wirkt sehr weich, sehr feminin. Agil, dabei aber doch eher fragil.

Für Jakob Anlass genug, das eigene sexuelle Verlangen erforschen zu wollen und dann doch vor allem den eigenen Skrupeln und Gewissensbissen zu begegnen. Es kommt, wie es kommen muss: Die bürgerliche Fassade voller unterdrückter Sehnsüchte bricht entgegen aller Erwartungen nicht wie ein Kartenhaus in sich zusammen – repressive bürgerliche Sexualität wie eh und je.

Kann mir vorstellen, daß er das gut spielen kann, diese unterdrückten Sehnsüchte, und dann dies 'ich trau mich lieber doch nicht'. Die Fassade muß aufrecht erhalten bleiben .

Insofern dann würde doch in die Zeit des konservativen rollbacks den wir erleben, der Schnitzler mit seinen wie Sie es nennen: 'verquaste, schmierige Altherrenphantasien , extrem zeitabhängig' wieder hineinpassen?

........

>>Im Film liegt die Wahrheit tiefer und es gibt so etwas wie poetische, ekstatische Wahrheit. Sie ist geheimnisvoll und schwer greifbar, man kommt ihr nur durch Dichtung, Erfindung, Stilisierung bei.<<
Werner Herzog

Mit Dank für Ihre Kritik

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