... reicht es nicht, die Steuern für die Ärmsten zu senken.
Wenn das Einkommen geringer ist als der steuerpflichtige Anteil, zahlt der Betroffene ohnehin keine Einkommenssteuer. Natürlich zahlt auch er weiterhin Mehrwertsteuer, Versicherungssteuer usw, aber effektiv gesehen gibt es für ihn keine Einkommenssteuer und damit ist auch jede Senkung wirkungslos, im Gegenteil: stiege zur Gegenfinanzierung der Einkommenssteuer dafür der Mehrwertsteuersatz, erfährt der Betroffene sogar einen Verlust!
Eine Kernproblematik bei der sozialen Ungleichheit ist der Umstand, dass der größte Teil der Bevölkerung für die "leistungslosen" Einkommen einer kleinen Elite zahlt, direkt wie indirekt. Unter anderem eben über den Zinseszins der Staatsverschuldung, über diverse Rettungspakete, über Subventionen aller Art. Die Quote ist derart hoch, dass real von jedem Euro 40 Cent abgezwackt werden, die auf irgendeinem Wege die "leistungslosen" Einkommen der Eliten sicherstellen. Deren Vermögen wachsen immer weiter und damit auch der Druck, der durch Zinsen, Renditen u.ä. auf den anderen Teil der Bevölkerung ausgeübt wird.
Es ist also nicht nur so, dass es eine soziale Ungleichheit aufgrund unterschiedlicher Einkommen gibt, sondern auch, dass die höchsten Einkommen direkt wie indirekt aus den Abzügen der kleinen Einkommen finanziert werden (stark vereinfacht ausgedrückt). Reicher wird, wer reich ist, ärmer wird, wer arm ist.
Ein gern vergessener Umstand ist, dass das Vermögen des einen auch immer die Schulden des anderen sind. Rechnet man beide Seiten gegeneinander auf, zieht also Billanz, müsste immer +- Null dabei herauskommen. Hätte Deutschland eine geschlossene Wirtschaft und nur Schulden bei den eigenen Staatsbürgern, müsste sich also Staatsverschuldung und Volksvermögen exakt aufheben. Es ist allgemein bekannt, dass in Deutschland das Volksvermögen deutlich größer ist als die Staatsverschuldung - und der Löwenanteil des Vermögensüberschusses ist auf dem Konto einiger weniger Familien zu finden. Es gibt in Deutschland etwa 100 Milliardäre - und denen gehört praktisch der komplette Überschuss.
Dieser Vermögensüberschuss ist übrigens das komplette akkumulierte Vermögen aus dem Exportüberschuss PLUS nach Deutschland geflossenen Investitionen - und das ist eben nicht im Staatshaushalt gelandet, sondern ausschließlich in privaten Händen, und da wiederum zum größten Teil bei einigen wenigen Familien. Damit trägt auch der Exportüberschuss dazu bei, dass die soziale Ungleichheit mehr und mehr zunimmt.
Wirklich abstellen lässt sich das Thema nicht. An die Vermögen der Elite ist kein herankommen und, wie eingangs erwähnt, verbessert eine Steuersenkung nicht viel an der Situation der Gering- und Wenigverdiener. Eine negative Einkommenssteuer mag vielleicht vordergründig den Nettobetrag erhöhen, muss aber ebenfalls gegenfinanziert werden, was oft genug über die Konsumsteuern (MwSt, Mineralölsteuer, ...) realisiert wird. Am Ende hat man also nicht mehr, sondern deutlich weniger in den Taschen.
Eine wirkliche Abkehr vom fatalen Kurs ist eigentlich nur noch ein massiver Crash im Hochfinanzsektor. Die gedruckten Billionen, die keine Abnehmer mehr finden, müssten eigentlich schon längst eine galoppierende Inflation ausgelöst haben - aber das ist nicht der Fall. Die beiden Realitäten (reale Wirtschaft und Hochfinanz) sind so stark entkoppelt, dass sie nur noch sehr bedingt miteinander wechselwirken. Tatsächlich wird eigentlich nur noch Geld aus der realen Wirtschaft in die Hochfinanz gepumpt (Rettungspakete o.ä.), was in der Realwirtschaft für Stagnationen sorgen müsste (politisch wird aber eine Inflation erzwungen), in der Hochfinanz aber eine massive Inflation begünstigt (die wiederum politisch unterdrückt wird).
Kommt's zur Explosion der Hochfinanz, wird es auch ein massives Feedback in die Realwirtschaft geben. Wie das genau aussehen wird, kann ich aber nicht beurteilen - eine Verringerung der sozialen Ungleichheit wird es aber nicht geben.