Laury schrieb am 25.06.2024 14:42:
Das kommt einem vielleicht als Europäer befremdlich vor, aber als Rheinländer sag ich mal: Jeder Jeck ist anders. Vielleicht wollen die Amerikaner, also die Mehrheit, von ihrem Job gut leben und die Verantwortung für ihr Leben selbst in die Hand nehmen. Leider gelingt das immer weniger, die Umstände sind so, dass das für eine Mehrheit kaum noch möglich ist. Darum sind die sauer und hätten gerne eine Politik, die diese Umstände wieder so einrichtet.
Ja, jeder Jeck ist anders, besonders in den USA. 2022 gab es in den USA 160 Millionen Wahlberechtigte, bei einer Bevölkerungszahl von 331 Millionen. Noch nicht einmal die Hälfte aller Amerikaner darf wählen, da ist tatsächlich jeder Jeck anders: Der eine Jeck darf wählen, der andere nicht.
Vorbestrafte verlieren in den USA ihr Wahlrecht, nur in 16 Bundesstaaten bekommen sie es nach verbüssen der Strafe automatisch wieder, in anderen gar nicht oder sie müssen es zurückkaufen: Ein hoch auf den Kapitalismus. Wenn du die Wahl hättest, dir was zu Essen zu kaufen oder auf den Rückkauf deiner Wahlberechtigung zu sparen - was würdest du tun?
Die Wahlregister werden vor den Wahlen 'bereinigt', damit es keine doppelten Eintragungen gibt. Das ist der beschönigte Ausdruck dafür, dass willkürlich ganze Bevölkerungsgruppen aus dem Wahlregister gelöscht werden. Und möchten diese sich wieder eintragen lassen, dann dauert dies. Manchmal Jahre.
Manche Bundesstaaten verlangen einen Lichtbildausweis zur Wahl - auch den hat längst nicht jeder Amerikaner.
Die Hälfte der Amerikaner ist schon vor der Wahl raus - also von welcher Mehrheit redest du?
Ich selbst arbeite in einem Hotel- und Tagungsbetrieb. Viele meine Kollegen, und vor allem Kolleginnen, arbeiten ganz am unteren Einkommensende. Zimmermädchen, Küchenhilfen, Servicekräfte... Ich esse mit denen immer zu Mittag, das ergibt sich schon alleine deshalb, weil wir eine Hotelgroßküche haben. Ich wundere mich, aber die allermeisten stehen dem Bürgergeld und Sozialleistungen sehr kritisch bis ablehnend gegenüber. Sie haben den Eindruck, dass viele, die nichts tun, mehr Geld haben als sie. Das empört sie, sie hätten gerne lieber selbst mehr Geld auf dem Lohnzettel.
Divide and Conquer - ein Spiel dass alle Parteien im Bundestag gut beherrschen. Kaum eine so gut wie die Afd, aber es machen im Prinzip alle.
An unterster Stelle kommen die Asylanten, die Leistungen nach dem Asylgesetz bekommen. Die sind böse und reine Wirtschaftsflüchtlinge, während die Flüchtlinge, die Bürgergeldbekommen, die guten sind, denn die wollen ja arbeiten und zurück in ihr Land, sobald es möglich ist.
Dann gibt es noch die deutschen Bürgergeldempfänger, die richtig guten, denn die haben ja mal eingezahlt und es ist natürlich unverständlich, warum andere Flüchtlinge die gleichen Leistungen bekommen sollen.
Dann gibt es die Mindestlohnempfänger - da sind natürlich alle Bürgergeldempfänger böse, die nehmen jenen schliesslich die günstigen Wohnungen weg, machen die Krankenversicherung teuer und überhaupt, bekommen viel zu viel Geld, sodass dass Lohnabstandsgebot nicht eingehalten wird und sich arbeiten sowieso nicht lohnt.
Dann folgen der Niedriglohnsektor über dem Mindestlohn. Da ist der Mindestlohn natürlich böse, weil viel zu hoch. Es lohnt sich ja für keinen mehr, eine Ausbildung zu machen, weil man ja auch mit Mindestlohn schon quasi reich wird und kaum noch weiss wohin mit seinem Geld.
Und natürlich die Mittelschicht, die auch gegen einen höheren Mindestlohn ist - denn ein hoher Mindestlohn treibt die Preise und senkt somit die eigene Kaufkraft. Schliesslich hat man ja was geleistet und will dementsprechen ein vielfaches von einem Mindestleister.
So hat man dann knapp die Hälfte der Bevölkerung, die sich gegenseitig missgünstig beobachtet und neided, während die, die dieses Spiel spielen sich lachend auf die Schenkel klopfen.
Was glaubst du, was würde passieren, wenn sich diese Gruppen einmal einig sein sollten?
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (26.06.2024 01:42).