Am Beispiel der Türkei könnte man schön analysieren, welche verheerenden Konsequenzen eine autoritäre Erziehung für die Hilflosigkeit einer ganzen Gesellschaft gegenüber dreisten Autoritäten hat.
Die Einlassung, der IS, die PKK, Fethullah Gülen, die PYD und die YPG seien alles Terroristen, es gäbe da keine Unterschiede, wirkt auf den europäischen Betrachter nur befremdlich und dumm, weil sie auf ihn gar nicht jene Wirkung entfalten kann, die sie auf den türkischen Zuhörer hat, welcher darin die autoritäre Aufforderung begreift, sich selbst keine Fragen zu stellen, inwieweit Behauptungen der Obrigkeit überhaupt Sinn machen. Für den unmündigen, türkischen Bürger hat dies alles nur Terror zu sein. Das Vorgehen dagegen sei dem Staat überlassen, was eben nicht in Frage zu stellen sei.
Aus diesem Grund wirkt das Gebaren des Sultans Erdogan auf viele Europäer ziemlich dumm und ungehobelt, weil man in der Türkei eben auch ohne Begründungen autoritär regieren kann. Autorität ersetzt rationale Begründungen. Dieses unbedingte Gehorsam geben viele seiner Anhänger auch bei Kundgebungen zum Ausdruck "Wenn du es sagst, sterben wir für dich." Kadavergehorsam.
In solchen Gesellschaften sagen einem die Autoritäten noch, was man zu denken hat. Das ist hier über die moralische Schiene auch wieder auf dem Vormarsch. Der letzte Griff der Religion nach der europäischen Gesellschaft. Hoffen wir, es bleibt nur ein Gespenst.