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  • Joshi

mehr als 1000 Beiträge seit 26.06.2001

3,4 mal so wahrscheinlich

Türkische Abiturienten beginnen häufiger zu studieren als deutsche, und wieder wird der Aufstiegswille noch sichtbarer, wenn man die Abiturnoten und den sozialen Hintergrund herausrechnet: Dann ist es für türkischstämmige Abiturienten ungefähr 3,4 mal so wahrscheinlich, ein Studium aufzunehmen, wie für deutsche.

Einer kurzen Google-Suche zufolge scheinen sich etwa 70-80% der Abiturienten für ein Studium zu entscheiden.

Entscheiden sich demnach über 200% der türkischstämmigen Abiturienten für ein Studium? Wie bitte wurde dieser Wert von 3,4 berechnet, der mir irgendwie ziemlich suspekt vorkommt?

Das mag auf den ersten Blick überraschen, sind orientalische Einwanderer doch trotz ihres Aufholens (s.o.) an Gymnasien und Universitäten weiterhin unterrepräsentiert. Das aber lässt sich, wie gesagt, auf ihren sozioökonomischen Status zurückführen. Wenn man diesen sowie die Schulnoten herausrechnet, also urdeutsche und ausländische Schüler mit gleichem Elternhaus und gleichen Noten vergleicht, dann ist die Wahrscheinlichkeit für türkischstämmige Grundschüler, aufs Gymnasium zu gehen, deutlich höher als die von urdeutschen. Weitere Studien haben das bestätigt (S. 56ff)

Die einzige frei verfügbare der in diesem Abschnitt verlinkten Quellen ist "WISO Diskurs", und da wird dafür folgende Begründung genannt:

Dieser „positive Migrationseffekt“ ist zum einen durch die hohe Bedeutung zu erklären, die Migranten dem Abitur beimessen, und zum anderen durch eine optimistischere Einschätzung des schulischen Leistungsvermögens ihrer Kinder, als dies durch die Noten und die erhaltene Empfehlung widergespiegelt wird.

Im Grunde also eine umständliche Umschreibung für "Migranten-Eltern neigen dazu, die realen schulischen Leistungen ihrer Kinder masslos zu überschätzen".
Was der Autor kurz darauf ja auch irgendwo bestätigt, wenn er schreibt:

Zwar fordert die Selbstüberschätzung, die sich in den teils schlechteren Abiturnoten äußert, ihren Tribut; die Abbrecherquote ist unter Studenten mit nicht-deutschen Vorfahren besonders hoch.

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