Artur_B schrieb am 02.03.2021 10:58:
Und überhaupt ist oberster Grundsatz der deutschen Außenpolitik: je übler der Diktator, um so größer das Wohlwollen aus Berlin.
Ich denke manchmal, diese schleichende Umpolung der dt. Außenpolitik, ob es an den "Bösen Bauten" liegt? Weil das Auswärtige Amt in einem ehemaligen Nazibau residiert, dem man das auch ansieht und das anschließend noch das ZK der SED beherbergte. Nunja.
Falsch ist auch, dass es ein Angebot Assads an die Kurden gab, militärisch zusammen zu arbeiten. Das sind beleglose Behauptungen zum Zweck der Diskreditierung der Kurden.
Aber genau das kam vor einigen Jahren immer wieder auf, vor den letzten großen Gebietsverschiebungen in Syrien. Können natürlich theoretisch alles aus dem Ausland lancierte Stories gewesen sein, aber hast du bessere Informationen? Insiderinfos vllt. sogar?
Diese wollen dezidiert keinen eigenen Staat, die Freiheit, die etwa Bayern in der Bundesrepiblik hat, würde ihnen genügen. Zusammen mit den erstklassigen Infanteristen der YPG wäre es Assad sehr wohl möglich, die Türken hinaus zu werfen. Warum tut er das nicht? Nun, die Iraner wollen das nicht. Sobald die Kurden in Syrien Autonomie haben, wollen sie die im Iran auch. Das ist der Grund.
Ich glaube fast, die Kurden in Syrien wissen selbst nicht so genau, was sie wollen. Staat spielen unter dem Schutz einer fremden Großmacht ist nicht dasselbe, wie sich als unabhängiger Staat aus eigener Kraft zu behaupten.
Der Vergleich mit Bayern hinkt. Bairisch als Hoch-/Oberdeutsch ist immerhin eine Variante des Deutschen, genauso wie Niederdeutsch. Man hat eine gemeinsame Sprache, kann modernes Hochdeutsch zumindest überall verstehen. Kurdisch und Arabisch dagegen sind verschiedene Nationalsprachen, die leider in einem gemeinsamen Staat zusammengewürfelt wurden. Ein wirklicher Ausgleich ist da schwierig, das birgt auch unter normalen (friedlichen) Umständen enorm viel politischen Sprengstoff. Siehe den Failed State Belgien. Man kann nicht behaglich in einem Staat zusammenleben, wenn es nicht eine gemeinsame und dominante Sprache gibt. Also wie stellt sich die kurdische Führung das vor? Sie wollen ja wohl maximale kulturelle Autonomie und das dürfte die Sprachenfrage beinhalten.
Abgesehen davon gehört es in Syrien seit Jahrzehnten zum politischen Erbe, dass die Politisierung von Ethnien nicht zulässig ist. Im krassen Gegensatz zu Libanon, wo jede Ethnie durchpolitisiert ist und es keine überkonfessionellen, überethnischen Parteien gibt. Eine dezidiert und explizit rein kurdische Partei als Vertretung der Kurden in einem befriedeten, geeinten Syrien ist nicht machbar.
Und zu Iran: was weißt du wirklich über die Lage der Kurden im Iran? Anders als beim Arabischen ist das Kurdische linguistisch immerhin verwandt mit dem Persischen.
Ganz wichtig in diesem Zusammenhang, dass man dem Ganoven Nawalny eine gigantische Show spendiert und ihn als Freiheitskämpfer inszeniert. Das ist deutsche Außenpolitik.
Da sagst du was. Habe gestern bei John Helmer ein Bild des Straflagers gesehen, in dem Nawalny jetzt schmort und mich auch ein bisschen informiert über die allgemeinen Zustände dort. Ist wirklich kein Zuckerschlecken und mit Haft in Berlin-Moabit wohl nicht zu vergleichen. Habe mich dann bei dem Gedanken ertappt, dass "unser" Spinner sein hartes Schicksal dort wirklich verdient hat und wir froh sein können, dass er keine Bühne mehr hat.