auf_der_hut schrieb am 10.06.2024 22:18:
Ich bezweifle, dass sich aus fiktiven Handlungen der USA irgendwelche Schlüsse auf die Rechtmäßigkeit des konkreten Handelns der Russischen Föderation ziehen lassen. Das klingt nach doch sehr nach einem Ablenkungsmanöver. Russland war objektiv nicht gezwungen, in die Ukraine einzumarschieren. Ein fiktiver Einmarsch der USA in Mexiko oder taugt dafür wohl kaum als Rechtfertigung.
Das soll keine Rechtfertigung sein sondern nur ein Denkanstoß für das warum.
Russland hatte aus meiner Sicht 2 Optionen:
1. Die Provokationen zu akzeptieren, das Gesicht zu verlieren und endgültig in der 2. oder 3. Reihe zu verschwinden.
2. Es nicht zu akzeptieren und Einmarschieren.
Pest oder Cholera. Alle anderen Optionen wurden vom Westen blockiert.
Die USA akzeptieren übrigens (wenn auch zähneknirschend) ein Kuba vor ihrer Haustür und ein Venezuela und Nicaragua in ihrem "Hinterhof". Sie sind dort nicht einmarschiert. Als die Schweinebucht-Invasion 1959, mitten im Kalten Krieg, scheiterte, rührten die US-Truppen in Guantanamo keinen Finger. Schon gar nicht haben die USA verlangt, dass Teile von Kuba als Anerkennung einer vorher mit Gewalt hergestellten "Realität" den USA zugeschlagen werden sollen. Das soll aber jetzt die Basis für einen "Frieden" in der Ukraine sein.
Akzeptieren? Na ja... . Ich erinnere mal an die Iran-Contragate Affäre und die Geschichte Kubas. Zumal in den 50ern die CIA nachdem was ich gelesen habe, nun ja, grenzwertig war. Gebrüder Dulles... .
Laut Chruschtschow war Castro übrigens fest entschlossen, Im Falle einer Invasion einen Atomkrieg gegen die USA zu führen: „Fidel Castro schlug vor, dass wir selbst die ersten sein sollten, die einen Atomkrieg beginnen. […] Was hätten wir davon, wenn wir selbst einen Krieg beginnen würden? Immerhin würden Millionen von Menschen sterben, auch in unserem Land. Können wir so etwas überhaupt in Erwägung ziehen? Können wir es uns erlauben, die Welt des Sozialismus zu bedrohen, die von der Arbeiterklasse hart erkämpft wurde? So kann nur jemand reden, der keine Ahnung hat, was ein Atomkrieg bedeutet, oder der, wie Castro, von revolutionärer Leidenschaft geblendet ist."
So einen, auch nach Ansicht Chruschtschows, verblendeten Irren, der die USA in einem Atomkrieg vernichten wollte um den Sozialismus zu retten, ertrugen die USA 50 Jahre lang als direkten Nachbarn, 300km vor ihrer Küste. Nur mal so.
https://www.welt.de/kultur/article159813683/Castro-draengte-Chruschtschow-zum-Atomkrieg.html
Habe leider gerade keine Zeit den Artikel zu lesen also nehme ich es mal als gegeben.
Interessant das Castro so sauer war. Auch wenn er allen Grund hatte sauer auf die USA zu sein da sie sein Land mit der Mafia und Batista "beglückt" hatten aber das ist nun doch sehr extrem. Wobei in den 50ern/60ern die Auwirkungen eines Atomkrieges noch gewaltig unterschätzt (oder auch ignoriert) wurden.
Fun fact: Während der Kuba Krise hatte die UDSSR sogar Atomwaffen auf Kuba - was die USA nicht wussten, die dachten es wären nur die Raketen. Kam wohl viele Jahre später bei einem Gespräch zwischen Kissinger und Walentin Michailowitsch Falin heraus (der wiederum nicht wußte das es die USA nicht wussten...).
Gruß
csecgn