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  • AHauschild

345 Beiträge seit 06.08.2003

Haben die "Sicherheitsbehörden" versagt?

Demnächst werden Fragen aufkommen, die nicht nur ich mir die ganze Zeit stelle, und es werden sicher einige israelische Behördenleiter abgesetzt werden.

Wieso gab es offenbar keine Warnungen seitens des Inlandsgeheimdienstes Shin Beth oder des Auslandgeheimdienstes Mossad? Ich schätze mal, dass sie keine Informanten in der Hamas-Führungsgruppe haben, die diesen Überfall vorbereitet hat, aber hören sie nicht die Kommunikation ab? Pegasus ist doch eine israelische militärisch einsetzbare Erfindung, hat die IDF kein Pegasus oder andere Abhörtechniken im Einsatz?

Ist die Cyberabteilung der "Sicherheits"behörden in Israel nur Cyberabwehr oder auch Feindbeobachtung und Ausforschung?

Haben die israelischen Behörden überhaupt gute Cyberspezialisten oder wurden die ihnen von der Industrie abgeworben?

Oder: waren sie zu sehr von dem innenpolitischen Streit abgelenkt? Viele Soldaten haben ja aufgrund des Rechtsrucks der Regierung gestreikt. Und die Schlapphüte?

Hat man sich sicher gefühlt, die Situation unterschätzt? War es Arroganz und Überheblichkeit von "Sicherheitsbehörden" eines Besatzerstaates, der jahrzehntelang die Bewohner des Gazastreifens unter Kontrolle und durch alle möglichen behördlichen Maßnahmen schikaniert und zermürbt hat und bei Gefahr einfach aus der Luft aus sicherer Distanz auf Ziele draufballert, seine Luftüberlegenheit ausnutzt? Gewöhnung an die Raketenangriffe der Hamas im Grenzgebiet? Fehleinschätzungen der Operationsfähigkeit und der Regeneratonsfähigkeit der Hamas?
Oder hat man sich zu sehr auf die Bekämpfung der Ausbreitung der Hamas im Westjordanland konzentriert und Gaza weniger beachtet? https://www.mena-watch.com/israels-aufmerksamkeit-lag-auf-westbank/
Die Hamas hatte ja das Flüchtlingslager Dschenin im Westjordanland unter ihre Kontrolle gebracht. Fürchtete Israel einen Zweifrontenkrieg mit der Hamas?
Hat man nach der Erstürmung des Flüchtlingslagers Dschenin in Westjordanland gedacht, die Hamas sei erst mal erschöpft? Oder haben die innenpolitischen Ereignisse die Armee lahmgelegt?
Nach Berichten des Blogs "mena watch" sei die israelische Regierung wiederholt von einer "hochrangigen inoffiziellen" ägyptischen Quelle vor einer "großen Aktion" in Gaza gewarnt worden, aber man habe nicht reagiert https://www.mena-watch.com/aegypten-israel-ignorierte-warnungen/, weil man sich zu sehr mit der Situation im Westjordanland beschäftigt gewesen sei, wo in der letzten Zeit verstärkt zu Gewalt und Übergriffen durch Hamas Leute (aber auch durch Siedler) gekommen sei.
Ist die Ausbreitung ins Westjordanland eine Operation á la "overextending Israel" (in Anlehnung auf "overextending Russia") durch die Hamasführung, damit die Israel Defense Force sich auf zwei Fronten konzentrieren muss? Man lenkt sie im Westjordanland ab und im Gaza hält man erst mal lange die Füße still und baut heimlich etwas auf?

Alle arabischen Regierungen in der Nachbarschaft zu Israel beobachten ganz besonders, was sich bei ihnen tut in Bezug auf Israel. Gab es von dort auch Hinweise, die nicht gehört wurden?
Welche andere Regierung wußte sonst etwas?

Was haben die amerikanischen Dienste aufgefangen? Die US-Geheimdienste NSA oder CIA haben in den Jahren 2006 bis 2014 oftmals deutschen Ermittlungsbehörden die ersten entscheidenden Hinweise auf Attentatsplanungen aus ihrem globalen, gemeinsam mit UK, Australien und Kanada betriebenen Kommunikationsüberwachungsystem Echelon geliefert. Und bei Israel? Sind sie jetzt zu sehr mit Russland, Ukraine und China beschäftigt? Haben sie die Selektoren ausschließlich auf Osteuropa und Asien ausgerichtet? Oder wird Echelon einfach total überschätzt, wie das Europäische Parlament meinte? https://de.wikipedia.org/wiki/Echelon

Ein wichtiger Hamas-Mann im Libanon hat vor ein paar Tagen dargelegt, wie der Angriff vorbereitet wurde: von einem sehr kleinen Kreis. Das ist gelungen. Aber selbst dieser Kreis muß irgendwie mit der Hisbollah kommuniziert haben, wenn das Vorgehen der beiden Organisationen abgesprochen worden sein soll. Gab es persönliche Treffen? Oder gab es eine übergeordnete Stelle, die beide steuerte? Auch dann muß Kommunikation stattgefunden haben.

Oder hat die Hisbollahführung einfach nur das Gleiche gedacht wie die Palästinenser, war es also eine Kollusion anstatt eine Absprache oder eine gemeinsame Planung?

Selbst wenn die „Sicherheits“behörden total überfordert waren, warum wurden nicht wenigstens die Einwohner der grenznahen Orte und die Veranstalter des Tribe of Nova-Festivals gewarnt, damit sie hätten evakuieren können?

Wurden die Veranstalter und Gäste des Festivals von den Sicherheitsbehörden ins Messer laufen gelassen? Warum wurde die Veranstaltung nicht nach Tel Aviv oder einen anderen Ort verlegt?

Die angeblich 1500 Hamas-Kämpfer die in Israel starben, waren die jungen Leute, die in den Ferienlagern von Hamas und Islamischer Jihad schon als Kinder paramilitärisch ausgebildet wurden und auf Himmelfahrtkommandos trainiert sind https://www.mena-watch.com/die-kindersoldaten-der-hamas-2/ Wer ein bißchen rechnen kann, kann sich ausrechnen, wann diese Kinder einigermaßen erwachsen und zu Einsätzen bereit sind und wie groß die Zahl der Kämpfer dann sein kann.

Im Ernst, kann man bei so einem Datum (50. Jahrestag Sieg im Jom Kippur Krieg) aus den Augen verlieren, was die Verlierer des Jom-Kippur-Krieges denken und planen könnten? - Jeder denkende Mensch muss sich vor solch einem Jahrestag und vor so langen nationalen Ferien doch sagen "Achtung, es passiert sicher was" und entsprechend Maßnahmen nach allen Seiten, ich betone nach allen Seiten treffen. Zumal die Einwohner von Gaza die Kinder, Enkel und Urenkel genau der Vertriebenen aus dem Süden des heutigen Israel sind, die sich in die Flüchtlingslager in Gaza geflüchtet hatten und sich jetzt auf diesem engsten Raum auf paar Quadratkilometerchen zusammendrängen und denen das Recht auf Rückkehr in ihre angestammte Heimat seit nunmehr 80 Jahren verwehrt wird. Auch das ist den israelischen Behörden bekannt. Die Bewohner von Gaza haben nach wie vor Anspruch auf dieses Gebiet im Süden Israels, das wurde immer wieder von der UNO bestätigt. Sie wurden niemals entschädigt. Und klar sind sie radikalisiert.

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