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  • Judaspriester

mehr als 1000 Beiträge seit 22.11.2017

Re: Die Verhandlungslösung ist eben keine Option.

Zunächst einmal bedeutet jeder weitere Kriegstag ein Mehr an Toten, Verletzten, Verstümmelten und Zerstörung. Allein schon deshalb betrachte ich ein "Wir müssen weiter kämpfen bis zum Sieg!" sehr zynisch. Denn welchen Blutzoll ist deine favorisierte Lösung oder auch Selensky's 10 Punkte Friedensplan wert?

Auch ein Failed-State Russland würde ich als deutlich gefährlicher betrachten, als ein Russland unter Putin mit neu gewonnem Selbstvertrauen durch einen Sieg in der Ukraine. Da reicht schon ein Blick rüber nach Libyen um zu sehen, was aus so einem Machtvakuum entsteht, wenn man das Volk vom "bösen Diktator" befreit. Wenn ich mir ähnliche Probleme in Russland vorstelle wird mir übel. Wer will dann allein schon bei den ganzen russischen Nuklearwaffen sicherstellen, dass die nicht in irgendwelche falschen Hände geraten und dann wirklich mal irgendeine Terrororganisation eine zündet?

Auch bei der wirtschaftlichen Beurteilung haben wir das Problem, dass es nicht nur den Westen und Russland gibt, sondern auch noch so Länder wie China, Indien und den globalen Süden. Hier wird es einige Akteure geben, die das ganze sehr genau beobachten und ihre eigenen Schlüsse daraus ziehen. Die USA hat historisch gesehen den Vorteil, dass ein beachtlicher Teil des Handels über US-$ abgewickelt wird. Wenn nun wirklich dieser Präzidenzfall geschaffen wird, hier ausländisches Vermögen zu beschlagnahmen, obwohm man nach außen hin peinlich genau darauf achtet, nicht als aktive Kriegspartei in erscheinung zu treten, dürften sich so einige Länder darüber gedanken machen, wie viel Geld sie in (bzw in Reichweite) der USA haben wollen. Schließlich könnten sie die nächsten sein, deren Gelder beschlagnamt werden, sollten sie den USA negativ auffallen.

Dazu kommt noch, dass sowohl Putin als auch Selensky sich massiv in die Propaganda eingemischt und sich zu Helden hoch stilisieren haben lassen. Ein Ende des Krieges, dass man in der Heimat nicht als Sieg verkaufen kann wäre für beide mindestens das politische Ende. Wenn ich mir jedoch den aktuellen Frontverlauf einmal auf der Karte ansehe, gewinne ich eher den Eindruck, dass Selensky mit seinen Reden an den deutschen "Endsieg" erinnert.

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