Guckstu schrieb am 10.11.2024 16:00:
Dazu müsstest du jetzt aber wirklich belegen, dass die Sanktionen auch Nahrungsmittel betreffen.
Ich habe dazu nichts gefunden, auch in anderen Medien nicht.
Auch du hast da noch keinen Beleg vorgelegt.Von daher gehe ich momentan, bis zum Vorlegen eines Gegenbelegs, davon ausgehe, dass die NZZ da Unsinn schreibt und es gar keine totale Wirtschaftsblockade gibt, sondern Nahrungsmittel durchaus gehandelt werden dürfen.
Und wenn sie trotzdem keine Nahrungsmittel einkaufen, aber gleichzeitig beispiellose Ressourcen in die Rüstung stecken, dann sind das Prioritäten der dortigen Regierung und der Westen hat mit der Situation wirklich nichts zu tun.Also. Her mit den Gegenbelegen oder die NZZ hat die Schuld falsch zugewiesen.
Wenn die EU z.B. Nordkorea in Grund und Boden sanktioniert, weil das an Atombomben forscht, gleichzeitig aber selbst noch fast 500 Atombomben rumstehen hat, weiß ich jedenfalls, wen ich für den eigentlichen unmoralischen und verachtenswerten Spitzbuben halte.
Also, da bist jetzt aber du der Heuchler.
Die EU droht nicht mit dem Einsatz dieser Waffen, Nordkorea schon, und das blendest du jetzt gerade völlig aus.
heute bin ich auf Anhieb fündig geworden:
Fisch und Meeresfrüchte gemäß Art. 16a in Verbindung mit Anhang XIa,
Lebensmittel und landwirtschaftliche Erzeugnisse gemäß Art. 16j in Verbindung mit Anhang XIg,https://www.bafa.de/DE/Aussenwirtschaft/Ausfuhrkontrolle/Embargos/Nordkorea/nordkorea_node.html
Du darfst außerdem nicht vergessen, dass die Sanktionierung des Handels egal für welche Güter für ein Land immer bedeutet, dass es massive wirtschaftliche Einbrüche hat, die sich selbstverständlich auch sehr unmittelbar und direkt auf die zivile Bevölkerung auswirken. Das hängt ja alles miteinander zusammen und ergeht sich in unzähligen Wechselwirkungen. Wenn z.B. keine Metalle und Energieträger eingeführt werden dürfen, kann die Industrie nicht nur keine Waffen, sondern auch keine Gebrauchsgüter und Maschinen produzieren, folglich brauchen die auch keine Arbeitnehmer, entsprechend fehlen den einfachen Menschen die Einkommensquellen, von Töpfen und Pflugscharen ganz zu schweigen. Wenn keine Maschinen eingeführt werden dürfen, fehlen diese z.b. in der Landwirtschaft und bekanntlich bzw. logischerweise kann man mit 100 Pflugochsen deutlich weniger Boden bewirtschaften, als mit 100 Traktoren.
Das eigentliche Problem ist sehr viel größer und verortet sich durchweg in dem Weltherrschaftsanspruch der westmächtlichen First-World-Staaten. Die Nord-Süd-Korea-Situation ist ja auch das Ergebnis eines Stellvertreterkrieges der Ost- und Westmacht-Ideologien.
Wenn man seinem vorgeblichen Anspruch an Menschlichkeit gerecht werden wollte, würde man dafür sorgen, das z.B. ein Nordkorea sich nicht umzingelt und bedroht von feindlichen Mächten fühlt, sondern versteht, das wir eine Welt und alles Menschen sind, die sich gegenseitig helfen und friedlich miteinander handeln und sich darum bemühen, die immanenten Unterschiede so einzusetzen, dass sie sich zum Wohle aller ergänzen und wechselwirken. Das geht aber nur, wenn man den Selbstanspruch eines Staates bzw. Volkes akzeptiert und respektiert und sich auf eine Weise damit ins Benehmen setzt, die nicht von oben herab vom vermeintlich moralisch höheren, besseren, klügeren Standpunkt aus erfolgt, sondern auf Augenhöhe und unter Anerkennung der jeweiligen gesellschaftlich-kulturellen Besonderheiten.
Die westliche Haltung gegenüber anderen ist aber stets folgende: Entweder macht ihr das so, wie wir das gern hätten, oder wir drehen euch den Hahn zu, bis ihr tut, was wir wollen oder halt ausgestorben seid. Alternativ werden hinterrücks Regime-Changes angezettelt und die Leute protegiert und finanziert, die man gerne an der Macht sehen würde, weil man meint, sie besser zum eigenen Vorteil benutzen zu können, davon hatten wir ja in den vergangenen Jahrzehnten genug als Beweis.
Natürlich will ein Kim ein starkes Militär und möglichst ein paar Atombomben, er sieht ja sein Land eben umzingelt und bedroht von lauter Atommächten, ob die nun grad akut mit ihren Bomben rumwedeln oder nicht (wobei die tatsächlich grad mit Atombomben rumgewedelt haben, oder wie anders soll ein Kim das verstehen, wenn in Südkorea ein US-amerikanisches Atom-U-Boot rumschippert und us-amerikanische Atombomber über Südkorea kreisen? https://www.dw.com/de/nord-und-s%C3%BCdkorea-warum-nehmen-die-nuklearen-drohungen-zu/a-70435314) . Und natürlich muss ein Kim (und seine Vorgänger) seine Bevölkerung vom Rest der Welt abschirmen, sonst laufen die ihm doch alle weg, wenn die sehen, wie anderswo Bäche von Milch und Honig im Überfluss fließen, während sie (u.a. dank jahrelanger Sanktionen) nicht mal genug Reis für eine Mahlzeit vom Acker gekratzt kriegen. Es ist auch eine Unart der 1. Welt, anderer Länder teuer ausgebildete Fachkräfte aktiv abzuwerben. Dies war z.B. schon für die DDR ein Anlass, eine Mauer zu bauen, mit Schießgewehren zu bestücken und generell die Ausreise in den Westens zu unterbinden bzw nur unter bestimmten repressiven Auflagen zu genehmigen, um ebenjene Fachkräfte daran zu hindern, massenhaft nach Westen abzuhauen.
Und zu der Atombombenfrage: Wenn man keine Bedrohung oder meinetwegen auch Abschreckung durch Atombomben aufbauen will, braucht man schlicht keine Atombomben und kann die vorhandenen problemlos verschrotten, zumal die älteren Kaliber ja mittlerweil eh ihr Lebensende erreicht haben. Da wir das nicht tun, sondern auch noch zulassen, dass die Dinger durch die USA erneuert und womöglich gleich noch in Bereitschaft versetzt werden (man beriet sich grad in diesem Sommer darüber), hängt die Drohung "Eyh, pass ma uff, wir haben hier auch ein paar von den Dingern rumstehen" permanent in der Luft. Genau dazu sind die Dinger doch da, um eben diese permanente Drohung aufrecht zu erhalten und das ganz ohne sie permanent auf einem verbalen Silbertablett vor sich herzutragen.
Mir erschließt sich auch die Logik nicht: Es macht doch gar keinen Unterschied, ob man jetzt Atombomben rumliegen hat oder eben nicht, wenn man die doch gar nicht einsetzen will und schon mal gar nicht für einen Erstschlag. Wenn irgendwer, also z.B. ein Kim, tatsächlich mal mit Atombomben um sich schmeißt, bringt das auch nichts mehr, mit Atombomben zurückzuschmeißen, außer höchstens die Vernichtung der Menschenwelt (die Erde wird sich sicherlich reichlich unbeeindruckt weiterdrehen).
Davon ab stellt man sich dadurch sofort auf dieselbe niedere Stufe. Und man verliert allein durch das Vorhandensein von Atombomben auf eigenem Gebiet jegliche Glaubwürdigkeit in der Diskussion um die Abschaffung aller Atombomben auf der Welt. Und natürlich auch in der Diskussion darüber, ob andere Staaten auch Atombomben haben dürfen. Solange wir also in Europa bzw. in der EU auf Atombomben sitzen, müssen wir Leuten wie Kim gar nichts darüber erzählen, dass sie keine haben dürften, der zeigt uns dann nämlich völlig zurecht nen Vogel und entgegnet, wir mögen uns bitte erstmal an die eigene Nase fassen und vor der eigenen Türe die Atombomben wegkehren, also die immanente Bedrohung aus der Welt schaffen, die ihn dazu bringt, eifrig an eigenen Atombomben zu basteln.
Hier noch ein bisschen Lesestoff zur Wirkung von Sanktionen auf die betroffenen Länder für dich:
https://www.swp-berlin.org/10.18449/2024S13/#hd-d43806e2459
https://www.kleinezeitung.at/politik/aussenpolitik/5940895/Politologe-Mangott-im-Interview_Haben-EUSanktionen-tatsaechlich
https://www.deutschlandfunk.de/instrument-der-aussenpolitik-wie-wirksam-sind-sanktionen-100.html
https://www.wirtschaftsdienst.eu/inhalt/jahr/2022/heft/5/beitrag/handelssanktionen-wirkungen-und-nebenwirkungen.html