Dass Clinton die Wahl so gut wie gewonnen hat, wie so ziemlich alle Medien in Deutschland meinen, glaube ich nicht. Die Tatsache, dass sich führende Republikaner von Trump abgewendet und ihn damit für viele "Augen-zu"-Rechtskonservativ-Wähler unwählbar gemacht haben, hat zwar schon ihr Gewicht, muss aber nicht unbedingt ausschlaggebend sein. Es kommen weitere Faktoren hinzu, beispielsweise die Finanzierung von Trumps Kampagne. Reich hin oder her, auch Trump muss seinen Wahlkampf über Spenden finanzieren, und wenn die Geldquellen versiegen, wird es schmerzhaft. Darüber hört man aber derzeit noch nichts.
Wie sich die jüngste Wikileaks-Aktion entwickeln wird, ist auch noch unklar. Sie sei in der Aufregung um Trumps Pussy-Geschichten völlig untergegangen, meinen Kommentatoren. Aber sie kann noch zünden.
Interessant auch die Frage, wie sich diejenigen Wähler, die Clinton absolut nicht wollen und mit dem "Kandidat Grapscher" (taz) nun auch massive Probleme haben, am Wahltag verhalten werden. Beißen sie in den sauren Apfel und wählen doch Clinton? Bleiben sie zuhause? Oder wählen sie aus Protest einen der beiden unabhängigen Kandidaten?
Trump kann es noch schaffen. Er wäre wahrlich nicht der erste Präsident mit charakterlichen Defiziten. Aber wohl der erste, bei dem sie schon vor der Wahl bekannt waren. Nicht so im Hinblick auf Trumps geistige Limitiertheit: Auch bei Bush war schon vor der Wahl klar, dass er dumm ist.