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  • Nützy

mehr als 1000 Beiträge seit 11.06.2010

KRITIK: Von Visionen bis der Arzt kommt

Hallo,

schon mal vorab, ihr könnt diesen Beitrag wie immer rot färben. Ich weiß, viele werden es schon tun ohne ihn zu lesen. Das wird wieder saukontrovers...
Zitate aus dem Artikel in doppelten Quote-Tags:

Kann der vom alten, neoliberalen Establishment kontrollierte Parteiapparat der Demokraten die sich immer deutlicher abzeichnende Linkswende in den USA nochmals torpedieren?

Ich würde vorschlage, gesetzlich zu erwirken das Wort "Neoliberal" für mindestens 5 Jahre zu verbieten... Abgesehen davon, der Autor scheint kaum zu wissen, wer die Neoliberalen eigentlich waren. Ist nicht schlimm...

Den letzten großen Schlagabtausch, eine öffentliche Debatte in Detroit, konnten die linken Bewerber Bernie Sanders und Elizabeth Warren jedenfalls klar für sich entscheiden.

In Detroit kommen Wohlfahrtsversprechen gut an? Wer hätte bloß damit gerechnet.

Sanders sprach sich dafür aus, den sich beschleunigenden Klimawandel "aggressiv" im Rahmen eines Green New Deal zu bekämpfen.

Das wäre das endgültige Aus der Industrienation USA, so wie ich die Lage einschätze.

Auf die Angriffe der rechten Mitbewerber (...)

Warum wird hier eigentlich dauernd von "rechten" Bewerber geredet?
Wir sprechen hier von der demokratischen Partei innerhalb der USA. Das werden wohl mehrheitlich nicht irgendwelche echten Rechten sein (im Deutschen bedeutet "Rechter" nichts anderes als "Rechtsradikaler" in der Umgangssprache), sondern nur rechte innerhalb der demokratischen Partei. Das sind also Leute, die nicht die Umwandlung der USA in eine klassenlose Gesellschaft planen. Im Grunde das, was die Sozialdemokraten in den 1970er Jahren waren.

Er sei einer demokratischen Partei müde, die "Angst vor großen Ideen" habe, so Sanders.

Völlig unrealistische Visionen und unbezahlbare Versprechungen sind aber keine "großen Ideen", sondern im Gegenteil ein billiger Ersatz für große Ideen. Okay, die Republikaner mit Trump haben jetzt auch nicht grade große Ideen am Start, klar, aber das macht die Ideenlosigkeit der Demokraten ja nicht besser.

(...) neurechter Deformation in dem finsteren neoliberalen Zeitalter (....)

Es fällt schwer, hierauf noch sachlich einzugehen.
Ich versuche es trotzdem noch mal:
Die USA hatte niemals ein sozialdemokratisches System, sprich viel staatliche Wohlfahrt, schon weil sie so enorm groß und unterschiedlich sind.
Eine amerikanischen Sozialversicherung ist ungefähr genauso wie eine europäische Sozialversicherung: Die größten Einzahler würden am Wenigsten bekommen...
Das ist natürlich ein System, wie es absehbar große Probleme bekommen wird und die Amerikaner sind keine Deutschen, die irgendwas gerne mit sich machen lassen, solange es von Oben gefordert wird. Darauf hinzuweisen ist nicht "neurecht" oder "neoliberal", sondern realistisch. Naja, aber die Realität ist ja nur eine soziale Konstruktion, wie das Geschlecht oder das Wetter...

(...)das von Ronald Reagan zu Donald Trump, von Helmut Kohl zur AfD führte

Das ist so an den Haaren herbeigezogen, dass es dem Leser auch so aufgehen sollte. Eine schwache Verbindung zwischen Trump und Reagan könnte man noch konstruieren, weil Trump damals erstmals in die Medien kam.
Kohl und AfD hatte nun absolut nix miteinander zu tun, zudem Kohl eine durch und durch Sozialdemokratische Politik gefahren ist.

Der ehemalige Vizepräsident Joe Biden habe sich bemüht, seine massenmedial propagierte Rolle als Favorit einzunehmen und "möglichst souverän zu wirken", berichtete Spiegel online.

Warum zitiert ihr den Spiegel und nicht die amerikanischen Medien, von denen die Spiegel-Leutchen abschreiben?
Was soll das? Glaubt ihr, deutsche Korrespondenten (schon beim Wort mag der ein oder andere lächeln) verstehen mehr von amerikanischen Politik als die Vollprofis von NYT oder CNN?
Ich frage nur... Ich will es wirklich wissen.

MSNBC befindet sich im Besitz des Medienkonzerns NBCUniversal, der einen Jahresumsatz von 15,4 Milliarden Dollar erwirtschaftet.

Kritiker müssen gekauft sein. Moment, wer steckt mit seinem Geld noch mal hinter SPIEGEL ONLINE oder ähnlichen Zeitschriften...?

In dieser Kategorie ist Bernie Sanders innerhalb der Favoriten unangefochtener Spitzenreiter, da er in den vergangenen drei Monaten 14 Millionen US-Dollar an Spenden verbuchen konnte.

In Marketing waren die Sozialisten schon immer Weltspitze, sonst wäre die Idee nach den Erfahrungen der Sowjetunion längst tot.

Im Unterschied zu Biden, der als ein gut gepolsteter Kandidat der Oligarchie gilt, kann Sanders auf Heerscharen von kleinen Spendern aus der amerikanischen Unter- und Mittelschicht bauen.

Populismus etwa?

Wenn ich den Leuten jede Menge Geld verspreche, sind sie bereit mit Vorschuß zu geben?

(...)Drecksjobs der neoliberal zugerichteten US-Dienstleistungsbranche (...) Unter den "Arbeitgebern" der Sanders-Spender finden sich vor allem Starbucks, USPS, Amazon und Walmart.

1. Die Anführungszeichen können wir uns sparen.
2. Starbucks bietet in den USA jedem Angestellten eine Krankenversicherung. USPS keine Ahnung. Amazon bezahlt zumindest in Deutschland über den Tariflohn (für Logistiker). Nach kurzem Googlen finde ich auch von Walmart gewisse soziale Vorteilsprogramme.
Ich bezweifle ernsthaft, dass der Barber Shop, das Restaurant oder der kleine Laden um die Ecke seinen Angestellten solche Vorteile bieten kann, schon rein ökonomisch nicht.
3. Haben diese "Dreckjobs" der "zugerichteten US-Dienstleistungsbranche" wirklich etwas mit den bösen menschheitsfeind Neoliberalismus zu tun?
Bei uns in Europa sind die kleinen Tante-Emma-Läden auch lange verschwunden und es gibt Dienstleistungen, die wirklich sehr hart und wenig attraktiv sind. Die richtigen "Drecksjobs" scheinen mir in der Liste übrigens gar nicht erwähnt worden zu sein. Etwa Pflegekräfte, die Bettpfannen ausleeren dürfen oder Arbeiten im Sanitärbereich.
Wobei ich die körperlich anstrengende Arbeit bei Amazon usw. nicht kleinreden will.
4. Ich wäre jetzt fast so weit gegangen, danach im Internet zu suchen, wie viel Prozent der Arbeitnehmer in den USA bei diesen großen Marken arbeiten und wie viele bei kleinen Gewerbe, aber ich habe es dann doch gelesen. Ich will den "Journalisten" ja ihre Arbeit nicht wegnehmen. ;-) Sind das eigentlich auch "Drecksjobs"?

Diese Einbindung einer Massenbewegung sei auch der fundamentale Unterschied zwischen Warren und Sanders, hieß es in einem Hintergrundbericht zu dem Wahlkampf des Sozialisten.

Also ich lese da was von einer Reportage in einem Blog... Gut, ich habs nur überflogen, vielleicht ist es ja doch interessant.

Die Zeit läuft ab, in der ein Festhalten am fossilen Wachstumswahn des spätkapitalistischen System noch möglich wäre, ohne dafür mit dem Zusammenbruch der menschlichen Zivilisation zu bezahlen.

Spätkapitalismus haben wir nach Ansicht unserer Linken "Bescheidwissen" jetzt seit mindestens 50 Jahren. Dem Prinzip von Angebot und Nachfrage ging es niemals so gut wie heute.
Klar darf man über eine Postwachstumsgesellschaft philosophieren, dann aber bitte auch auf realistischer Grundlage. Es würde in so einer Gesellschaft knallharte Verteilungskämpfe um die gleichbleibende Zahl der Güter kommen. Kooperation wäre ja nur gegen eine dritten Partei möglich, insgesamt gibt es kein "Mehr".

Wahlen in Krisenzeiten sind tatsächlich wichtig, sie entscheiden den weiteren Krisengang, auch wenn die Krise binnenkapitalistisch nicht gelöst werden kann.

Bis jetzt ist jede Krise binnenkapitalistisch gelöst worden. Doch das ist wahrscheinlich auch nur eine soziale Konstruktion.

Wer bis hierher durchgehalten hat, bei dem Bedanke ich mich schon mal. Kommen wir noch schnell zum Fazit, das Wetter ist einfach zu schön:
Was habe ich aus diesem Artikel über den Wahlkampf in den USA gelernt? Was weiß ich jetzt, was ich vorher noch nicht wusste? Welche Informationen über die USA aus dem Artikel werde ich in 2 Jahren noch im Kopf haben?
Ich glaube, ich kann all diese Fragen mit folgender Antwort zugleich beantworten: Nichts.
Das mag jetzt an mir liegen, weil ich so besonders lernresistent bin oder eine so geringe Lesekompetenz habe, dass mir die ganzen Sachinformationen abhanden gekommen sind, ja.
Was will uns der Artikel nach meiner Meinung eigentlich vermitteln? Nun, dass wir grade jetzt, mit dem Klimawandel, der Wirtschaftskrise und den Aufstieg des Rechtspopulismus, unbedingt den Kapitalismus überwinden müssen, weil... Weil eben darum. Wir stehen ja immer wieder vor der Systemfrage und aus irgendwelchen geheimnisvollen Gründen wählen wir die falsche Antwort.
War die Lektüre für mich eine einzige Zeitverschwendung? Nein, das grade nicht. Ich habe doch wieder ein bisschen darüber gelernt, was meine Mitmenschen so denken. Außerdem konnte ich diesen Beitrag hier verfassen und allein das Schreiben macht mich ein wenig zufrieden.

Schönen Sonntag noch,

Nützy.

P.S.: Das ist natürlich alles satirisch gemeint und ich spiele hier die Rolle einer Kunstfigur, eines aggressiv-dummen Schreibers von Leserbriefen.
https://www.heise.de/forum/p-34827074/

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