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  • Lu.topia

172 Beiträge seit 21.04.2024

Re: Staaten auf der Welt, an denen die USA ... Interessen haben

Senmonka schrieb am 12.11.2024 11:59:

Russland ist auch Europa.

Geographisch ja, mit einem vergleichsweise winzigen Teil. Gesellschaftlich/Politisch bleibt Russland im Großen und Ganzen lieber auf Distanz (um es mal höflich zu formulieren)
BItte auch nicht vergessen; Putin wollte selber in die NATO, sich aber nicht wie "so ein ganz gewöhnlicher" bewerben müssen sondern er wollte feierlich eingeladen werden ohne irgendetwas dafür tun zu müssen.

Das war 2001, nach 9/11. Und das kann man getrost als "Testballon" seitens Putins zur Abklärung der generellen Stimmung zu der Frage abhaken. Die daraufhin offensichtliche generelle Stimmung zu der Frage war denn auch einhellig ablehnend, so dass Russland gar nicht erst weiter über einen möglichen Antrag auf Aufnahme nachzudenken brauchte. Daraus nun abzuleiten, Putin hätte eine feierliche Einladung seitens der NATO erwartet und sei ob deren Ausbleiben eingeschnappt... naja. Ich würde ja daraus eher ableiten, das Putin es nicht für nötig erachtet hat, sich weiter jemandem anzubiedern, der schon laut mitteilte, dass Russland in der NATO unter allen Umständen unerwünscht sei, sondern diese Haltung zur Kenntnis nahm und bei seinen weiteren Planungen und Handlungen berücksichtigte.

Ich nehme zur Kenntnis, dass du den Begriff "Europa" im Sinne von "historisch westeuropäisch geprägter Soziokultur" meinst. Das ist allerdings eine fehlerhafte Verwendung des Wortes, denn "Europa" bezeichnet den westlich gelegenen Subkontinenten des Eurasischen Kontinents (und allenfalls noch einen Mond des Jupiters, einen Asteroiden, eine Provinz in Thrakien, eine Insel, ein Kliff oder ein Quartier in Rom, die wir aber aufgrund des Kontextes allesamt ausschließen können). Von zB der EU als "Europa" zu sprechen, ist also mindestens eine krasse Unhöflichkeit gegenüber allen auf dem europäischen Subkontinent gelegenen Staaten, die nicht EU-Mitglied sind.

Im Übrigen liegen 25% des heutigen Staatsgebietes Russlands in Europa und belegt dabei 40% der europäischen Landmasse. Westlich des Urals, also in Europa, leben 77% der russischen Bevölkerung, die gleichzeitig 15% der europäischen Bevölkerung ausmachen. Das ist wohl kaum ein "vergleichsweise winziger Teil" Russlands.

Deiner Verwendung des Begriffes nach gehört dann aber auch die Ukraine nicht zu Europa, denn der geht die historische europäische Prägung genauso ab, wie Russland: Die Religion dort ist (überwiegend) orthodox, die Bevölkerung slawischen Ursprung, was sich in der dortigen Kunst, Kultur und Gesellschaft unverkennbar ausdrückt, überdies sind die Kiewer Rus Namensgeber für Russland. Daran ändern ein paar Jahre politischer Ausrichtung nach Westeuropa nichts. Man kann ein Jahrtausend soziokulturelle Prägung nicht mal eben wechseln wie Unterwäsche.

Man muss sowohl Russland als auch die Ukraine als eigenständige Soziokulturen betrachten, die weder ganz asiatisch noch ganz europäisch, sondern aufgrund ihrer Entstehungsgeschichte etwas ganz Eigenes sind und einander näher stehen, als dem Rest der Welt. Davon eine zwingende Zugehörigkeit der Ukraine zu Russland abzuleiten, wie Putin es wohl tut, ist natürlich ebensowenig korrekt. Es wäre besser gewesen, wenn sowohl Westeuropa als auch Russland und insbesondere die Ukraine sich selbst zugestehen würden, ihrem Namen (ukraina bedeutet auf altrussisch "Grenze") gerecht zu werden, also als neutrales Grenzland zwischen Westeuropa und Russland zu fungieren und von beiden gleichermaßen zu profitieren, ohne einer Seite den Vorrang oder Vorzug zu geben.

Nun müssen Sie sich allerdings die Frage gefallen lassen

Fragen kann man immer. Auch wenn es natürlich eine sehr sinnbefreite Frage ist denn, ohne Training oder praktische Erfahrung wäre der einzige Mehrwert den ich persönlich beitragen könnte vermutlich nur; so wenig wie möglich im Weg stehen.
Aber kann auch zB Umweltschutz befürworten ohne selbst sein Leben im Wald an Bäume gekettet zu verbringen. Wie kurzsichtig muss man sein um zu denken jeder kann nur pro-irgendetwas sein wenn er sein gesamtes Leben auf diese eine Sache fokusiert? Muss jeder der Pro-Abtreibungsverbot ist jetzt seinen Keller voll Schwangerer Frauen packen um sie zur Austragung zu zwingen?! Merkste hoffentlich wie ...abwegig diese Denkweise ist.

Du hättest wie die anderen Frewilligen aus anderen Ländern in der Ukraine eine militärische Ausbildung erhalten. Glaubst du etwa, die zwangseingezogenen Ukrainer haben mehr Ahnung vom Frontdienst als du? Die kriegen auch nur ein paar Wochen lang gesagt und gezeigt, was zu tun ist, damit sie wissen, mit welchem Gerät sie in welche Richtung sie zu schießen haben, dann gehts ab an die Front zum fröhlichen Sterben, ob sie wollen oder nicht.

Es geht mir darum, dass du Dinge forderst, die du selbst nicht zu erbringen bereit bist. Das gilt ebenso für die von dir als Gegenbeispiele ins Feld geführten Forderungen "man" möge die Umwelt schützen oder "man" möge ungewollte Kinder gefälligst austragen. Fordern kann man viel, wenn der Tag lang ist. Es ist eher selten, dass die Forderer auch bereit sind, die notwendigen Konsequenzen der Einlösung ihrer Forderung zu tragen.

Üblicherweise zeichnen sich solche Forderungen dadurch aus, daß damit gemeint ist, irgendjemand anderes als man selbst möge doch bitte mal was unternehmen und das Problem - natürlich möglichst konsequenzfrei für den Forderer - aus der Welt schaffen. Spätestens, wenn klar wird, dass dies keinesfalls ohne die eigene direkte oder indirekte Beteiligung möglich ist, ist schluss mit lustig und war es gar nicht so gemeint. So wie du jetzt dich auch herausredest, obwohl du ein Post vorher noch fordertest, "wir" (also auch du) müssten "alles" (also auch an der Front kämpfen) dafür tun. Ich habe lediglich hinterfragt, ob du wirklich zur Erfüllung deiner eigenen Forderungen bereit wärest. Wie erwartet bist du es nicht. Was ich dir kaum verdenke, denn wer will sich schon gern totschießen lassen.

Ich bin dir da etwas voraus, denn meine Forderung lautet: Wir müssen alles daransetzen, diesen Konflikt schnellstmöglich gewaltfrei auf diplomatischem Wege zu beenden, um weiteren gewaltsamen Tod von Menschen und die Zerstörung eines Landes zu unterbinden. Und natürlich bin ich sofort bereit, die entsprechenden Verhandlungen mit Putin höchstpersönlich vorzunehmen. Man gebe mir ein entsprechendes Mandat, einen Termin und ein Ticket nach Moskau, und ich erledige das sofort, kein Problem. Einzige Bedingung, die ich dazu stelle: Die direkt und indirekt beteiligten Staaten und Bündnisse verpflichten sich, das Ergebnis meiner Verhandlungen ohne Murren und Widerstand unverzüglich und vollständig umzusetzen, andernfalls haben sie die Reparationen für die Ukraine vollständig zu übernehmen und zu zahlen und sich wegen Kriegstreiberei und Massenmord vor Gericht zu verantworten.

Nimms als freundliche Anregung zum Nachdenken. :)

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (14.11.2024 19:22).

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