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  • PremKavi

mehr als 1000 Beiträge seit 16.08.2006

Es hätte mich sehr erstaunt, wenn die USA nicht schon lange mitgemischt hätten

Doch leider gibt es in dem Artikel wenig beweiskräftiges, so wird zwar Yahoo! mehrfach erwähnt, jedoch leider ohne Links.

Der Autor stellt lediglich auf einen, in der Zwischenzeit tatsächlich erfolgten Angriff Russlands auf die Ukraine ab. Doch gerade, falls wirklich auch rechtsnationale Kräfte in dem Programm ausgebildet wurden, kann ich mir vorstellen, dass es keineswegs nur um einen möglichen russischen Angriff auf die Ukraine ging, sondern bereits Jahre vorher um einen Kampf gegen die russische Bevölkerung in den mehrheitlich russischen Gebieten der Ukraine.

Nach meinen Informationen beherrscht nämlich die russische Mehrheit im Donbass nahezu die gesamte Industrieproduktion der Ukraine. Und ist somit wesentlich für den Staatshaushalt der Ukraine, denn die vom IWF verordneten neoliberalen Reformen der Landwirtschaft führten dazu, dass die ohnehin nicht besonders leistungsfähige Landwirtschaft zu UdSSR Zeiten nahezu völlig zusammengebrochen war und sich davon noch nicht wieder erholt hat, selbst nach 30 Jahren, es wurde noch nicht einmal der Leistungsstand der UdSSR Zeiten wieder erreicht. D. h., wirtschaftlich ist die Ukraine zurzeit von ihrer russischen Minderheit abhängig. Die wiederum war abhängig von billigem Erdgas aus Russland. Denn bereits vor einigen Jahren protestierte die ukrainische Industrie gegen mögliche Verteuerungen des Erdgases, das zu Dumping-Preisen (noch nicht einmal ein Drittel des Weltmarktpreises) an die Ukraine geliefert wurde. Mit Weltmarktpreisen für Erdgas sei die ukrainische Industrie nicht mehr konkurrenzfähig.

Die nicht Konkurrenzfähigkeit der ukrainischen Industrie, falls Weltmarktpreise für das Erdgas bezahlt werden müssten, dürfte vermutlich zutreffen. Wegen des billigen Erdgases unterblieb die Modernisierung der Industrie, die dort, wo man Weltmarktpreise zahlen muss, erfolgt war. Somit trägt die ukrainische Industrie ganz nebenbei in einem unverhältnismäßig hohen Maß zur Erderwärmung bei.

Trotz der Abhängigkeit von billigem russischen Erdgas, der weiteren Abhängigkeit von den Durchleitungs-Gebühren (Pipelines nach Westeuropa), die nicht unwesentlich zum Staatshaushalt der Ukraine beigetragen hatten, verschärfte sich die Spaltung der Ukraine in einen prowestlichen und einen pro russischen Teil zusehends. Wobei bei den wenigen wenigstens halbwegs demokratischen Wahlen in der Ukraine die nationalistischen Kräfte immer stärker wurden. An anderer Stelle in diesem Forum hatte ich bereits anhand der Geschichte Südtirols seit dem Ersten Weltkrieg beschrieben, wie sich das Verbot der Heimatsprache im offiziellen Umgang und in den Schulen auswirkt.

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion versuchten westliche Kräfte, zunächst einmal die Reste der Sowjetunion inklusive Russlands zu vereinnahmen. Nachdem das am russischen Widerstand (so schwach war Russland denn doch nicht) gescheitert war, konzentrierte man sich auf die europäischen ehemaligen Ostblockstaaten. Man kann zumindest vermuten, dass die USA ihre Finger auch in Tschetschenien und anderen asiatischen ehemaligen Ostblockstaaten drin hatten, um eine praktisch Wiedervereinigung der ehemaligen Sowjetunion um jeden Preis zu verhindern. Und zwar sowohl seitens der USA und ihrer NATO Verbündeten (vielleicht mit Ausnahme der Türkei) als auch seitens der EU. Eine auf den ersten, oberflächlichen Blick erfolgreiche Strategie, denn sowohl die NATO als auch die EU rückten immer näher an Russland heran. Auf den zweiten, etwas genaueren Blick jedoch offenbarten sich bereits frühzeitig geopolitische Spannungsfelder und es war klar, dass man es nicht zu weit treiben könnte, ohne die Gefahr eines Atomkrieges herauf zu beschwören.

Darüber hinaus war aber auch klar, dass man einen der korruptesten Staaten der Welt weder in der NATO noch in der EU als vollwertigen Bündnispartner haben wollte. Und zudem auch noch eines der ärmsten Länder Europas trotz eines gewaltigen landwirtschaftlichen Potenzials, trotz reicher Bodenschätze und einer zwar veralteten, dennoch aber leistungsfähigen Industrie.

Ein Dilemma für die Politik der USA sowie ihrer Verbündeten und der EU. Denn man wollte einerseits, was man auf der anderen Seite aber nicht wollte. Die Spaltung der Ukraine so weit zu treiben, dass sich die überwiegend russischsprachigen Gebiete der Ukraine von selbst abspalten, wodurch der prowestliche, bereits seit Jahrhunderten nach Polen ausgerichtete Teil (bezüglich der Landmasse ist die Ukraine das zweitgrößte Land Europas) dann prinzipiell ein Beitrittskandidat geworden wäre, wollte man auf der anderen Seite aber auch nicht riskieren, insbesondere wegen der vor allem strategisch wichtigen Krim.

So könnte ich mir zumindest gut vorstellen, dass die in dem Artikel skizzierte Politik der USA als Geheimpolitik des CIA tatsächlich stattgefunden hat und weiterhin stattfindet. Wenn man das Dilemma schon nicht lösen kann, dann will man es Russland so schwer wie irgend möglich machen, ohne deshalb gleich einen Atomkrieg zu riskieren.

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