Es gibt kaum eine Gesellschaft, die dauerhaft im Stillstand verharrt. Selbst "konservative" Gesellschaften entwickeln sich weiter und auch solche, in denen der Status Quo erwünscht ist. Das Tempo ist aber langsamer und bestimmte Veränderungen werden weniger akzeptiert als in einer dynamischeren, "progressiven" Gesellschaft.
Progressivität wird gern mit "Fortschritt" asoziiert, dabei ist nicht definiert, wann eine Gesellschaft fortschrittlich ist. Wir MEINEN zu wissen, was Fortschritt ist, aber wenn es um konkrete Punkte geht, wann etwas Fortschritt ist und wann das Gegenteil, wird's schwierig. Denn die Wahrnehmung, wann etwas fortschrittlich ist, ist vom Zeitgeist und den gesellschaftlichen Normen abhängig.
Ich will an sich auf konkrete Beispiele verzichten, muss aber dennoch eins anbringen: das Thema "Wokeismus". Kann man das irgendwie definieren? Was verbirgt sich dahinter, außer eine grobe Ansammlung verschiedenster, als "woke" bezeichnete Strömungen, einschließlich, aber nicht nur Klimarettung, LGBT, Gender & co? Sind Suffragetten "woke"? Was ist mit dem Feminismus aus den 80ern? Auch "woke"?
Ich tu' mir da schwer, mit diesem Begriff, weil der irgendwie nicht konkreter wird. Aber belassen wir's mal dabei und gehen über zur nächsten, wichtigeren Frage:
"Was trägt der Wokeismus zum gesellschaftlichen Frieden und Zusammenhalt bei?"
Egal wie "progressiv" eine Bewegung oder gesellschaftliche Entwicklung erscheinen mag, die o.g. Frage muss sie sich gefallen lassen und Antworten liefern können. Gibt es keine befriedigende Antwort, sprich, ist eine Entwicklung destruktiv, zerstört sie den gesellschaftlichen Frieden und trägt sie zur Spaltung bei, dann ist es keine positive Entwicklung und sollte auch nicht zum gesellschaftlichen Mainstream befördert werden. "Progressiv" ist nichts, was die Gesellschaft schädigt.
Und auch das soll sie dan sein, die Weisheit. Das, was aktuell unter "Progressivität" verkauft wird, ist nicht progressiv, sondern destruktiv. Es werden ganze Gesellschaften kulturell wie traditionell unterminiert und der Zusammenhalt geschwächt durch gezielte Spaltung, Ausgrenzung und Zerrüttung bestehender Verhältnisse. Ein Grund dafür ist auch die fehlende kritische Debattenkultur: wenn eine gesellschaftliche Entwicklung oder eine soziale Bewegung nicht kritisch betrachtet werden darf, ist sie in jedem Falle falsch und zerstörerischer Natur.
Die Demokraten in den USA sind nicht "progressiv". Und auch in Europa gibt es erschreckend viele Parteien, die sich "progressiv" nennen, aber destruktiv auf die Gesellschaften auf dem alten Kontinent einwirken. Ein Fortschritt ist nicht zu erwarten, sondern ein Rückfall in dunkle Zeiten.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (09.11.2022 17:16).