Selenskyi greift überhaupt niemanden an, sondern er (bzw. sein Land) wird angegriffen und verteidigt sich. Militärische Einrichtungen in Wladiwostok wären ein legitimes Ziel, Kuba selbstverständlich nicht.
Woher kommt diese seltsam asymmetrische Wahrnehmung? An den Angriffen auf Odessa, Kiew, und Lviw soll die Ukraine quasi selbst schuld sein (was wehrt sie sich überhaupt) während Angriffe auf auf das heilige Russland als freche Anmaßung der Nazis in Kiew interpretiert werden? Ist Verteidigung gegen Russland per se verwerflich? Ist, frei nach "Dirty Harry", gegen den Einsatz von Langstreckenwaffen nichts einzuwenden, solange es die Richtigen trifft?
Es ist ungerecht genug, dass der Aggressor das Privileg genießt, dass der Krieg nicht auf seinem Territorium stattfindet. Unabhängig vom Ausgang verfügt der Angreifer nach Ende des Krieges über ein heiles Land mit allen Ressourcen, während der Angegriffene einen jahrzehntelangen Wiederaufbau stemmen muss. Diese ungleiche Verteilung des Risikos ist ein indirekter Anreiz für den Angreifer. Deshalb gehört zu einer glaubwürdigen Abschreckung , außer der Fähigkeit den eigentlichen Angriff zu stoppen, die Möglichkeit von Tag Eins des Angriffs an dem Angreifer schmerzhafte Schläge auf dessen eigenen Territorium zufügen zu können. Russland nimmt dieses Recht für sich selbst ganz selbstverständlich in Anspruch, auch durch die Drohung mit einem massiven nuklearen Gegenschlag.
Im Völkerrecht eine Haftung des Angreifers für die angerichteten Schäden implementiert werden, unabhängig davon ob er den Krieg gewinnt oder verliert. Das wäre quasi das zivilrechtliche Pendant zur Völkerstrafrecht, das ja auch Kriegsverbrechen unabhängig davon verfolgt oder verfolgen sollte, ob sie beim Sieger oder Verlierer geschehen sind. Bisher ist es so, dass Reparationen immer der Verlierer leisten muss, unabhängig davon, ob er Aggressor oder Verteidiger ist. Das kann auf eine Belohnung der Aggression hinauslaufen.