Das Gute und Deutschland

Naturgemäss tischt Nuland im Interview die üblichen hehren Begründungen fürs imperiale Handeln auf - die usa als eine Art säkularisierte Form des Allmächtigen, dem Guten verpflichtet, ja es inkarnierend, was auch immer getan wird. Und wenn man hört, dass sie immer noch an einen ukrainischen Sieg glaubt - wenn man sie eins zu eins nimmt in diesem Punkt -, drängt sich der Verdacht auf, dass ihr die inhärente Selbstvergöttlichung die Sicht gründlich vernebelt, die u.s.-amerikanische Macht tragisch überschätzen lässt. Russland übt sich in der Kunst, einen Krieg mit angezogener Handbremse für sich zu entscheiden, sollte das, aufgrund westlicher Direktinvolvierung aber scheitern, würde die Handbremse gelöst, mit dem von Erler als Weltenbrand umschriebenen Ergebnis.

Pistorius glaubt womöglich selbst, was er den u.s.-Amerikanern erzählt, gelegentlich macht er den Eindruck, ein Anhänger der Nibelungentreue zu sein. Es gibt in Deutschland aber auch eine andere Strömung, das sind Leute, die den Ausgang des Zweiten Weltkrieges nie akzeptiert haben, was sie allerdings für sich behalten, Revisionisten, die es, wenn auch auf andere Weise, durch eine Art haltende Umarmung ein drittes Mal versuchen wollen. Die Entwicklung seit '45 macht ihnen durchaus Mut. Aus einem kläglich darniederliegenden, militärisch und vorallem moralisch tief gedemütigten Land ist nicht nur wieder eine prosperierende Nation geworden, sondern auch wieder eine grössere, gross genug, um in Europa ökonomisch die erste Geige zu spielen und zunehmend, man muss 'Verantwortung übernehmen', auch militärisch wieder wer. Da träumt es sich den Traum der deutschen EU recht gut. Die usa wird irgendwann mit sich selbst beschäftigt sein und abgelenkt... Noch ist man der treue Vasall, nimmt die ökonomischen Nachteile in Kauf, sagt nichts zu explodierenden Pipelines. Man nennt es strategische Geduld.

Disclaimer: Das Vorstehende ist meine persönliche Ansicht und verfolgt keinesfalls die Absicht, irgendjemanden irre zu führen.